Extremisten nehmen Chemiewaffenanlage im Irak ein
Die Krieger für einen islamischen Staat sind seit zwei Wochen im Besitz einer Chemiewaffenanlage. Zwei der eroberten Bunker enthalten gemäss UN-Bericht äusserst gefährliche Giftstoffe.

Vor Wochen eroberten die Extremisten des Islamischen Staats eine riesige Chemiewaffenanlage im Nordwesten Bagdads, wie der Irak nun bei den UN einräumt. Eine Gefahr geht laut den USA jedoch nicht von den Kampfstoffen aus, da sie inzwischen nahezu unbrauchbar seien.
Eine frühere Chemiewaffenanlage im Nordwesten Bagdads befindet sich seit Wochen in der Gewalt der Extremistengruppe Islamischer Staat. Auf dem weitläufigen Gelände seien unter anderem 2500 Raketen gelagert, die vor Jahrzehnten mit dem Nervengas Sarin gefüllt worden seien, teilte der irakische UN-Botschafter Mohammed Ali Alhakim in einem Brief an UN-Generalsekretär Ban Ki-moon mit. Das Schreiben wurde am Dienstag veröffentlicht.
Überwachungskameras filmten Vorgang
Darin heisst es weiter, «Terroristen» seien am 11. Juni in die riesige Muthanna-Anlage eingedrungen. Den Wachleuten hätten die sunnitischen Extremisten dann Waffen und Ausrüstung abgenommen. Am Morgen darauf habe der zuständige Manager auf Aufnahmen von Überwachungskameras gesehen, dass etliche Geräte geplündert worden seien. Die Angreifer hätten das Warnsystem dann jedoch abgeschaltet.
Die Gruppe Islamischer Staat kontrolliert Teile Syriens und schickte einen Teil ihrer Kämpfer im vergangenen Monat in den benachbarten Irak, wo sie rasch grosse Areale unter ihre Gewalt brachten. Vergangene Woche rief ihr Führer Abu Bakr al-Baghdadi in den von ihm gehaltenen Gebieten ein Kalifat aus.
Giftstoff zur Herstellung von Nervenkampfstoff
Iraks UN-Botschafter Alhakim wies auf die von den Extremisten eroberten Bunker 13 und 41 des Muthanna-Komplexes hin, die laut einem UN-Bericht von 2004 auch den Giftstoff Natriumcyanid enthalten, aus dem der Nervenkampfstoff Tabun hergestellt werden kann. Zudem würden dort mit Senfgas bestückte Granaten gelagert.
Als Folge der Einnahme der Muthanna-Anlage könne der Irak wegen der schlechten Sicherheitslage seiner «Verpflichtung zur Zerstörung von Chemiewaffen» nicht nachkommen.
Der letzte umfassende UN-Bericht über den Status der Waffenbestände im Irak wurde 2004 veröffentlicht, also rund ein Jahr nachdem die zuständigen Inspektoren das Land verlassen hatten. Demnach seien die dort befindlichen Sarin-Kampfmittel jedoch von «dürftiger Qualität» und nach Jahren der Lagerung unter diesen Bedingungen kaum noch brauchbar.
Auch US-Aussenamtssprecherin Jen Psaki äusserte zwar Besorgnis über die Eroberung der Chemiewaffenanlage, spielte dies jedoch mit Blick auf den Zustand der Kampfstoffe zugleich herunter. Das Material stamme aus den 1980er-Jahren und sei dort gelagert worden, nachdem es in den 1990er-Jahren von UN-Inspektoren unschädlich gemacht worden sei.
SDA/mrs
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