Exzess und Obsession in den Zürcher Theatern
Und noch mehr Theater! Mehrere Zürcher Häuser öffnen diese Woche ihre Türen. Drei Produktionen, auf die wir gespannt sind.

Die Gezeichneten
Kinderschänder und Blut in Berlin, eine nachgestellte Abramovic-Performance und Monsterhaftes in München. Franz Schrekers skandalumwitterte Oper «Die Gezeichneten» war hundert Jahre nach ihrer Uraufführung gleich an mehreren grossen Bühnen zu sehen. Zürich hat jetzt Dirigent Vladimir Jurowski und Regisseur Barrie Kosky ins Rennen geschickt, um die Oper, die um Kunstvisionen, Sinnesrausch, erotische Grenzüberschreitung, Perversion und Gewalt kreist, auf die Bretter zu bringen.
Der missgestaltete Edelmann Alviano Salvago hat sich seinen Traum vom Kunstschönen verwirklicht und ein Sexparadies geschaffen, das er selbst nie betritt. Eine adelige Männerclique nutzt den Ort heimlich, um Orgien zu feiern und geraubte Jungfrauen zu schänden. Für Kosky ist die Oper neben all dem auch eine Liebesgeschichte ohne romantische Liebe, zum Scheitern verurteilt. Inspiration für seine Inszenierung ist die Welt des Film noir der 40er- und 50er-Jahre. Für Kosky weist das Stück viele Gemeinsamkeiten mit der Welt Alfred Hitchcocks auf. Bei ihm brodelten Perversion, Gewalt und Selbsthass stets unter einer glatten Fassade.
Opernhaus Sechseläutenplatz So (Premiere) / Mi 19 Uhr Bis 23.10. Eintritt 29–270 Frankenwww.opernhaus.ch
----------
Ich wandte mich ab und trat ans Fenster …
Theater Der Regisseur und Leiter des Kellertheaters Winterthur Udo van Ooyen und der Schauspieler Christian Kerepeszki haben eines gemeinsam: Sie verehren den Schweizer Schriftsteller Peter Stamm. Und haben beschlossen, seine Texte auf die Bühne zu bringen. Prosa von einem, der sagt: «Andere zwingen die Welt, um sie zu verstehen, in Naturgesetze. Ich mache sie mir zu Geschichten.» Wohin die gehen, das weiss er selbst oft erst, wenn seine Texte vollendet sind. Stamm schreibt schnörkellos und unaufgeregt, er philosophiert nicht, er beobachtet.
So erzählt auch das Stück «Ich wandte mich ab und trat ans Fenster…», das in Koproduktion mit dem Theater Winkelwiese entstanden ist, von Menschen, die versuchen mit dem Leben umzugehen. Da ist zum Beispiel der Journalist aus «Blitzeis» (1999), der eine todkranke Frau interviewen soll und im Sprechen zu den wesentlichen Themen des Lebens vordringt. Ooyen und Kerepeszki haben diese und die Erzählungen «Passion» und «Dämmerung» ineinander verwoben und bringen sie mit reduzierten Mitteln auf die Bühne. Im Zentrum steht Christian Kerepeszki als Erzähler, Icherzähler und Schauspieler.
Winkelwiese Winkelwiese 5 Fr (ZH-Premiere) 20 Uhr, So 19 Uhr Bis 6.10. Eintritt 33 / 20 Franken Am 28.9. liest Peter Stamm aus seinen Erzählungenwww.winkelwiese.ch
----------
I Love Dick
Kevin Bacon spielt Dick. Zumindest in der TV-Serie «I Love Dick», die aktuell auf Amazon Prime zu sehen ist. Basierend auf dem Buch der wahren US-Schriftstellerin Chris Kraus, erzählt die Serie von einer verheirateten Frau und ihrer Obsession für den Künstler Dick. Das Theater Neumarkt bringt den Briefroman jetzt unter der Regie von Friederike Heller auf die Bühne, weil er eben auch ein feministisches Manifest ist. Für die Figur Chris Kraus beginnt nämlich mit der neuen Liebe auch eine schonungslose, mitunter schamlose Erforschung der eigenen Person.
Theater Neumarkt Neumarkt 5 Sa (Premiere) / Mo–Mi 20 Uhr Bis 31.10. Eintritt 45 Frankenwww.theaterneumarkt.ch
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch