EZB belässt Leitzins auf rekordtiefem Niveau
Die Europäische Zentralbank erwartet, dass die Wirtschaft im Euroraum nächstes Jahr schrumpft. Ihr Rezept gegen die Krise: Weiterhin unbegrenzt Geld für die Banken und ein Leitzins von 0,75 Prozent.

Trotz äusserst schwacher Wirtschaftsaussichten für die allermeisten Euroländer verzichtet die Europäische Zentralbank (EZB) weiterhin auf eine weitere Zinssenkung. Der Zinssatz, zu dem sich Banken bei der europäischen Zentralbank mit Geld versorgen können, bleibt auf seinem derzeitigen historischen Tief von 0,75 Prozent.
EZB-Präsident Mario Draghi räumte jedoch ein, dass der EZB-Rat bei seiner turnusgemässen Sitzung zumindest kurz über mögliche Folgen negativer Einlagenzinsen gesprochen habe. Diese Andeutung kann als Hinweis darauf interpretiert werden, wohin die EZB-Notenbanker steuern könnten.
Negative Zinsen denkbar
Zu negativen Einlagezinsen könnte es nämlich kommen, sollte der Leitzins auf 0,5 Prozent oder sogar darunter sinken. Nicht wenige Ökonomen erwarten einen solchen Zinsschritt in den kommenden Monaten. Ein Negativzins käme de facto einem Strafzins für die Banken gleich, die dann der EZB Geld dafür zahlen müssten, wenn sie Geld bei ihr parken.
Die EZB schreckte bislang vor einem solchen Strafzins zurück, weil gerade die Banken die Achillesferse vieler Euroländer sind und das Banken- und Finanzsystem ohnehin unter den Folgen der Krise und den steigenden Anforderungen der Regulierer ächzt. Ungeachtet der deshalb schwer gestörten Übertragung der Zinspolitik in die Realwirtschaft gab sich Draghi optimistisch: Die sehr konjunkturstimulierende Geldpolitik der EZB werde ihren Weg in die Wirtschaft finden, sagte der Italiener.
Konjunkturschwäche reicht bis ins nächste Jahr
Bis sich die tiefen Zinsen jedoch substanziell in der Konjunktur niederschlagen, könnte es nach Ansicht der Währungshüter noch eine ganze Zeit dauern. Das Jahr 2013 haben Draghi und seine Kollegen jedenfalls schon mehr oder weniger abgeschrieben - im kommenden Jahr erwarten sie in der Währungsunion eine Fortsetzung der Rezession.
«Die wirtschaftliche Schwäche in der Eurozone dürfte bis in das nächste Jahr hineinreichen», sagte Draghi. «Im späteren Verlauf von 2013 sollte sich die wirtschaftliche Aktivität aber allmählich erholen.»
Nach den vierteljährlichen Projektionen der EZB-Ökonomen und der ihr angeschlossenen nationalen Notenbanken der Euroländer wird das Bruttoinlandprodukt (BIP) der Eurozone 2013 um 0,3 Prozent schrumpfen. Im laufenden Jahr dürfte sich das Minus auf 0,5 Prozent belaufen.
Wachstum setzt 2014 wieder ein
Dieser Pessimismus überraschte viele Beobachter und sorgte auch an den Finanzmärkten für fallende Kurse. Noch vor gut drei Monaten hatten die Zentralbanker für kommendes Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent gerechnet. Nun soll das Licht am Ende des Tunnels erst 2014 zu sehen sein - jedenfalls prognostizieren die Notenbankökonomen dann ein Wachstumsplus von 1,1 Prozent.
Deutliche Entspannung erwartet Draghi an der Preisfront. Die Inflationsrate soll im kommenden Jahr im Schnitt auf 1,6 Prozent fallen - von 2,5 Prozent in diesem Jahr. Damit würde es nach EZB-Definition in der Eurozone stabile Preise geben, die die Zentralbank bei knapp unter zwei Prozent gewährleistet sieht. Für 2014 sagen Draghis Experten 1,4 Prozent voraus.
SDA/kpn/mw
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