Verurteilung durch BezirksgerichtFahnder liess sich von Ex-Stasi-Mitarbeiterin schmieren
Ein Zürcher Kantonspolizist bekommt eine Geldstrafe, weil er sich von einer ostdeutschen Nachrichtenhändlerin bestechen liess.

Ein erfahrener Zürcher Kantonspolizist hat sich strafbar gemacht, als er sich mit der schillernden Privatermittlerin Christina Wilkening austauschte. Das Bezirksgericht Zürich spricht Gerhard Müller (Name geändert) der mehrfachen Amtsgeheimnisverletzung, der mehrfachen passiven Bestechung und der Vorteilsannahme schuldig.
Der Mittfünfziger erhält eine bedingte Geldstrafe von 240 Tagessätzen zu 150 Franken, Probezeit zwei Jahre. Freigesprochen wird der langjährige Fahnder von den Vorwürfen des Amtsmissbrauchs und der Widerhandlung gegen das Waffengesetz. Die Verteidigung meldet Berufung an.
Polizist Müller hatte die frühere Stasi-Zuträgerin Wilkening – für die DDR-Staatssicherheit «IM Nina» – in zwei Jahren 15-mal getroffen. Sie schob ihm in Zürcher Cafés oder Restaurants Bargeld in Couverts über den Tisch. In der Gerichtsverhandlung am 18. November war strittig geblieben, ob es höchstens 2000 Franken (so die Verteidigung) oder 5500 Euro (so die Anklage) gewesen waren.
Staatsanwalt Hans Maurer hatte eine bedingte Freiheitsstrafe von 15 Monaten und eine Geldstrafe von zwei Tagessätzen à 100 Franken verlangt. Der Beschuldigte liess auf Freispruch plädieren.
Da erst ein schriftliches Dispositiv des Urteils vorliegt, bleibt unklar, in welchen Punkten das Gericht der Anklagebehörde folgte. Wilkening hat den Kantonspolizisten schriftlich angewiesen, Informationen über ein Verfahren der Bundesanwaltschaft gegen den korrupten ukrainischen Oligarchen Mykola Martynenko zu beschaffen. Darauf rief Müller mit einem falschen Vorwand bei der Bundeskriminalpolizei in Bern an und erkundigte sich über den Fall. Auch recherchierte er die Privatadresse des Staatsanwalts, der für die Bundesanwaltschaft gegen Martynenko ermittelte.
Wilkening, die Grand Old Lady in der undurchsichtigen Welt der Privatermittlungen, hatte längere Zeit ein Netzwerk zur Informationsbeschaffung in Deutschland, Österreich und der Schweiz gepflegt. Sie bestach in mehreren Ländern Staatsangestellte, damit sie ihr Geheimnisse über Straffälle mit osteuropäischen Beschuldigten verrieten.
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