Familie von toter Pistorius-Freundin bricht ihr Schweigen
«Warum mein kleines Mädchen?»: Die Familie der getöteten Reeva Steenkamp meldet sich in einem Interview zu Wort. Zudem werden immer neue Details zu Oscar Pistorius' Vergangenheit bekannt.
Nach der Ermordung der Freundin des südafrikanischen Sprintstars Oscar Pistorius hat die Familie von Reeva Steenkamp ihr Schweigen gebrochen. «Wir wollen wissen, warum unsere Tochter auf diese Weise sterben musste», sagte Steenkamps Mutter June der «Times of South Africa». Die 29-Jährige wird am Dienstag beigesetzt, demselben Tag, an dem der unter Mordverdacht stehende Pistorius erneut vor Gericht erscheint.
«Warum mein kleines Mädchen? Warum ist das passiert? Warum hat er das getan?», gab June Steenkamp ihrer Verzweiflung Ausdruck. «Alles, was wir haben, ist dieser entsetzliche Tod, mit dem wir fertigwerden müssen. Alles, was wir wollen, sind Antworten (...)» Zur Trauerfeier am Dienstag in Steenkamps Heimatstadt Port Elizabeth würden mehr als einhundert Gäste erwartet, sagte Steenkamps Onkel Mike der Nachrichtenagentur AFP. Bei der Zeremonie werde Steenkamps Lieblingspsalm verlesen werden (Psalm 23: «Der Herr ist mein Hirte (...)»). Die Familie habe Beileidsbekundungen aus Südafrika und der ganzen Welt erhalten. Vor dem Haus türmten sich am Wochenende Blumen und Trauerkränze.
Versehentlich eine Waffe abgefeuert
Derweil berichtete die Tageszeitung «Beeld», Pistorius habe erst vor kurzem versehentlich eine Pistole in einem Restaurant abgefeuert. Die Sportikone habe in Johannesburg die Waffe eines Freundes betrachten wollen, als sich plötzlich ein Schuss gelöst habe, sagte Kevin Lerena, ein Freund des mehrfachen Paralympics-Siegers, dem Blatt. «Ich bekam einen Riesenschreck, weil die Kugel wenige Zentimeter neben meinem Fuss in den Boden einschlug», sagte Lerena. Pistorius habe dem Restaurantchef anschliessend weisgemacht, dass überhaupt nichts vorgefallen sei.
Der ehemalige Fussballprofi Marc Batchelor bestätigte in der Zeitung «Star» den Vorfall. Pistorius habe sich zudem von seiner früheren Freundin Samantha Taylor im Schlechten getrennt, sagte Batchelor. Demnach hatte sich Taylor wiederholt über die extrem riskante Fahrweise von Pistorius beschwert.
Verteidigung: «Aussergewöhnliche Umstände»
Der 26-jährige, der mit seinen spektakulären Sprints auf Beinprothesen zum Star wurde, wird beschuldigt, seine Lebensgefährtin am Valentinstag vorsätzlich getötet zu haben. Im Körper der 29-jährigen Steenkamp waren vier Kugeln aus Pistorius Neun-Millimeter-Pistole gefunden worden. Er bestreitet den Vorwurf. Über den tragischen Vorfall kursieren etliche Gerüchte: Demnach könnte Pistorius unter Einfluss von Anabolika gestanden oder seine Freundin für einen Einbrecher gehalten haben. Auch ein Eifersuchtsdrama wird nicht ausgeschlossen.
Am Dienstag sollte Pistorius erneut vor Gericht erscheinen. Dann sollte über seinen Antrag auf Haftverschonung gegen Kaution verhandelt werden. Es wurde erwartet, dass Pistorius' Verteidigung «aussergewöhnliche Umstände» anführen würde, die eine vorübergehende Freilassung rechtfertigten. Pistorius hat ein namhaftes Verteidigerteam um sich geschart. Die Staatsanwaltschaft sprach sich bereits gegen eine vorläufige Freilassung aus.
Der Sprinter hat inzwischen offiziell alle geplanten Wettkämpfe abgesagt. Sein Manager Peet van Zyl sagte am Sonntag, er habe entschieden, dass es angesichts der tragischen Ereignisse keine andere Möglichkeit gebe.
AFP/fko
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