Fast 200'000 Jobs offen: Diese Branchen haben die grössten Lücken
Noch nie hatte es Ende Dezember so viel offene Stellen wie im Moment. Im kommenden Jahr dürften zudem die Löhne steigen.

Wer sich aktuell nach einem neuen Job umschaut, hat eine Rekordauswahl. Derzeit sind in der Schweiz 199'000 Stellen offen, wie eine Auswertung von Job-radar.ch für «20 Minuten» zeigt. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Zunahme um 11'000 Stellen (rund 6 Prozent). Gemessen nach Branchen sind im Detailhandel mit 10'200 am meisten Jobs offen. Dahinter folgen mit rund 9900 bzw. 9700 Stelleninseraten das Baugewerbe und das Gesundheitswesen.
«Es gab in den vergangenen Jahren keinen Dezember mit einer höheren Anzahl offener Stellen», sagt Carole Kläy von der Firma x28. Sie steht hinter dem sogenannten Jobradar, für den Websites von Unternehmen und Personaldienstleistern nach offenen Stellen durchsucht werden. Betrachtet man statt Branchen einzelne Berufe, haben Pflegefachleute die grösste Auswahl: Per Mitte Dezember waren 6200 Jobs für Pflegende ausgeschrieben. Das sind etwa 200 Jobs mehr als im Vorjahr. Sehr gesucht sind mit 3600 freien Stellen auch Elektromonteure und Software-Entwickler (2900 vakante Jobs).
Boom im Detailhandel, Rückgang in Exportbranchen
«Die hohe Zahl offener Stellen ist erfreulich. Es zeigt sich, dass der Arbeitskräftebedarf nicht nur bei Akademikern gross ist, sondern auch bei Handwerksberufen und in der Pflege», sagt Simon Wey, Chefökonom des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes. Die hohen Zahl zeige jedoch auch, dass Unternehmen zunehmend damit zu kämpfen hätten, ihre offenen Stellen zu besetzen. Das ist laut Wey eine Konsequenz der demografischen Entwicklung und der tieferen Nettozuwanderung als in früheren Jahren.
Beim Gewerbeverband heisst es: «Die KMU gehen optimistisch ins Jahr 2020. Fachkräfte sind nach wie vor sehr gesucht, die Arbeitslosigkeit dürfte sich auch im kommenden Jahr auf tiefem Niveau bewegen», sagt Direktor Hans-Ulrich Bigler.
Auffallend ist laut Kläy das Stellenwachstum von 26 Prozent im Detailhandel – in einer Branche, die zuletzt mit schwindenden Umsätzen zu kämpfen hatte. Weniger offene Stellen als im Vorjahr weisen die typischen Exportbranchen wie etwa das Textilgewerbe (minus 30 Prozent) sowie der Uhrensektor (minus 17 Prozent) oder der Maschinenbau auf (minus 10 Prozent).
Mit dem Januar kommt die Lust am Jobwechsel
Die vielen offenen Stellen dürften sich positiv aufs Portemonnaie der Angestellten auswirken. Daniel Lampart, Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, fordert: «Nun müsste es vor allem bei den langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wieder aufwärtsgehen», so Lampart.
Mit mehrheitlich steigenden Löhnen rechnet auch Simon Wey vom Arbeitgeberverband: «Es gibt jedoch Unterschiede bei den Erhöhungen, je nachdem wie stark eine Branche von den Turbulenzen rund um den Handelskonflikt zwischen den USA und China tangiert ist.» In der exportorientierten Industrie bestehe weniger Spielraum als in den binnenorientierten Dienstleistungsbranchen und im Bau.
Trotz zurzeit fast 200'000 offenen Stellen: Die riesige Zahl ist kein Allzeithoch. Im Oktober waren sogar 208'700 Jobs vakant. Tendenziell geht die Anzahl ausgeschriebener Jobs laut Kläy gegen Ende Jahr etwas zurück, bevor im Januar die Hochsaison für die Stellensuchenden beginnt. Mit dem Jahreswechsel – wohl verbunden mit guten Vorsätzen – kommt die Lust auf berufliche Veränderung: Laut Jobchannel.ch zählt der Januar 20 Prozent mehr Klicks auf Stellenanzeigen als die restlichen Monate.
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