
Kommt man in Moskau auf den Roten Platz, ist der Anblick atemberaubend: zur Linken die lange Front des Nobelkaufhauses GUM, 1893 erbaut, ein Prunkbau mit Bogenfenstern und Türmen; beleuchtet sieht es aus wie ein Märchenschloss. Man kann sich plastisch vorstellen, wie die Reichen und Schönen hier zur Zarenzeit ihre Schnäppchen machten. Am Ende des Platzes dann die kunstvolle Basilius-Kathedrale mit ihren bunten Zwiebeltürmen, der Inbegriff Russlands sozusagen. Rechts schliesslich der Kreml: die sonderbar kühlen, aber eleganten Gebäude in Gelb und Weiss mit den grünen Dächern, davor die rote Mauer, die den einstigen Zarensitz umschliesst. Und dann das Lenin-Mausoleum, ein hässlicher Klotz. Nicht so gross, wie die Propagandabilder es einem weismachen wollen – eine missratene kleine Pyramide eher, auf der die Sowjetoberen dem Volk einst milde lächelnd zuwinkten. Und darin liegt seit 1924 der Chef dieser roten Revolution, die das Land 1917 überrollte.
Fast, als wäre nichts gewesen
Die Revolution von 1917 brachte Russland einen gewaltigen Umbruch und forderte Millionen Opfer. Doch gewandelt hat sich letztlich erschreckend wenig.