Feindseligkeiten in der Frontstadt
Beppe Grillo führt vor der Europawahl einen populistischen Wahlkampf gegen die EU. In Parma betreibt der erste bedeutende Bürgermeister der Partei derweil lieber Realpolitik. Doch Grillo duldet keinen Widerspruch.
Federico Pizzarotti kann beides gleichzeitig, am Bildschirm arbeiten und ein Gespräch führen. Diese Art von Multitasking ist wichtig in seiner Partei, der Fünfsternbewegung, die sich als virtuelle Bürgerinitiative sieht. Alles läuft bei den 5 Sternen im Internet, die Aufnahme, die Kandidatenkür, Abstimmungen und am Ende auch der Parteiausschluss. Pizzarotti (40) ist der Bürgermeister von Parma, einer geschichtsträchtigen und reichen 178'000-Einwohner-Stadt in der Emilia Romagna. In seinem riesigen Amtszimmer hängen die rauchgeschwärzten Porträts verblichener Potentaten, über die Wände sind gelbe Seidentapeten gespannt, es gibt eine Sitzecke im Empirestil. Nur der grosse Bildschirm fällt aus dem Rahmen. Und das kleine Gewächshaus hinter Pizzarottis Schreibtisch. Küchenkräuter wachsen darin, eingetaucht in rosa Licht. «Heute musste ich die Lampe anstellen», sagt Pizzarotti, der Morgen ist grau. Das Computerklicken hört auf, er ist zurück in der realen Welt. Es sind zarte Pflanzen, um die sich der Bürgermeister da kümmert. Ein erstaunliches Hobby für einen Politiker an der Front.