Formel 1: GP von ImolaAusgerechnet im Ferrari-Land schlägt Red Bull zurück
In Imola verpasst Weltmeister Max Verstappen der Scuderia und den Tifosi einen argen Dämpfer. Für das Hinwiler Team Alfa Romeo brilliert Valtteri Bottas als Fünfter.

Spätestens in der 53. Runde wird das Heimrennen in Imola für Ferrari zum Debakel: Charles Leclerc fährt in einer Schikane zu hart über die Randsteine und verliert die Kontrolle über seinen roten Boliden. Der monegassische WM-Leader dreht sich an dritter Stelle liegend von der Strecke, demoliert seinen Frontflügel und hat Glück, dass er überhaupt weiterfahren kann.
Sechster wird er am Ende, die Enttäuschung steht ihm ins Gesicht geschrieben, und mit leerem Blick nimmt er sich später selber in die Kritik: «Ich habe einen Fehler gemacht, der mir nicht passieren darf.» Weltmeister Max Verstappen hingegen grinst, als er sagt: «Ich habe keinen Fehler gemacht, das Team hat keinen Fehler gemacht – es war ein guter Sonntag».
Vor Zehntausenden Tifosi schlug Red Bull zurück und verpasste all jenen einen Denkzettel, die Ferrari und Leclerc in der WM nach nur drei Rennen schon quasi uneinholbar in Front sehen wollten. Es war ein Triumph auf ganzer Linie: Verstappen war im Qualifying der Schnellste, gewann das erste Sprintrennen der Saison am Samstag vor Leclerc, siegte am Sonntag vor Teamkollege Sergio Pérez und holte auch den Extrapunkt für die schnellste Rennrunde.
Zweiter ist der Niederländer nun in der WM, noch 27 statt 46 Punkte hinter Leclerc. Und für Red Bull ist das riskante Spiel aufgegangen, weiterentwickelte Teile ausgerechnet in Imola einzusetzen, wo wegen des Sprintrennens weniger Trainingszeit zur Verfügung stand. Diesmal war Verstappens Bolide nicht nur schnell, sondern auch zuverlässig.
Bottas mit dem besten Alfa-Resultat seit 2019
Doch nicht nur das muss Ferrari zu denken geben. Ausgerechnet im «Autodromo Enzo e Dino Ferrari», nicht einmal hundert Kilometer vom Ferrari-Werk in Maranello entfernt, zeigte die bisher in dieser Saison so souverän wirkende Scuderia Schwächen. Während Leclerc wenigstens die Zielflagge sah, schied Carlos Sainz zum zweiten Mal in Folge schon in der ersten Runde aus. Der Spanier wurde von Daniel Ricciardo im McLaren von der Strecke bugsiert.
So kam es, dass das bestklassierte Auto mit Ferrari-Antrieb am Ende keines aus Maranello war, sondern eines aus Hinwil: Valtteri Bottas wurde im Alfa Romeo Fünfter und bescherte dem Schweizer Team das beste Resultat seit dem 4. Rang von Kimi Räikkönen in Brasilien 2019.
Beinahe wäre auch Bottas Vierter geworden. Auf abtrocknender Strecke kämpfte er sich in der Schlussphase an George Russell im Mercedes heran und lancierte in den letzten fünf Runden Angriff um Angriff. Dasselbe Duell hatte am selben Ort im Vorjahr noch zu einem spektakulären Crash geführt – damals wollte Russell im unterlegenen Williams sich und der Welt beweisen, dass er und nicht Bottas ins Mercedes-Cockpit gehört. Diesmal ging das Duell ohne Totalschaden zu Ende.
«Es wären noch mehr Punkte für uns bereitgelegen», funkte Bottas nach der Zieldurchfahrt. Er dürfte dabei an seinen Boxenstopp gedacht haben. Rund zehn Sekunden verlor er da, weil das rechte Vorderrad nicht auf Anhieb festgeschraubt werden konnte. Das kostete ihn möglicherweise gar einen Podestplatz: Bottas erreichte nur knapp achteinhalb Sekunden hinter dem drittplatzierten Lando Norris das Ziel.
Guanyu Zhou im zweiten Hinwiler Boliden kam nicht über den 15. Rang hinaus. Der Chinese musste nach einem Crash im Sprintrennen aus der Boxengasse starten und steckte das ganze Rennen über im hinteren Teil des Feldes fest. Zhou befand sich dabei in durchaus prominenter Gesellschaft: Der siebenfache Weltmeister Lewis Hamilton wurde nur 13., Mercedes-Teamchef Toto Wolff entschuldigte sich beim Briten via Funk für «das unfahrbare Auto». Max Verstappen dürfte sich seinen Teil gedacht haben, als er seinen letztjährigen WM-Rivalen nach zwei Dritteln des Rennens überrundete.
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