Fifa-Skandal: Bundesanwalt Lauber könnte auch Blatter verhören
Bundesanwalt Michael Lauber informierte zum Stand der Ermittlungen wegen Korruption beim Fussballverband. Zuvor hatte das Parlament Lauber mit grossem Mehr bestätigt.
Die Untersuchung der mutmasslichen Bestechungsgelder, die bei den WM-Vergaben nach Russland und Qatar geflossen sind, sei «sehr komplex» und werde lange dauern, sagte Bundesanwalt Michael Lauber heute vor den Medien.
Um das Ausmass der Ermittlungen zu illustrieren, erklärte Lauber, man habe rund 9 Terabyte an Daten beschlagnahmt. Ausserdem seien in dem Fall bereits 104 Bankverbindungen identifiziert worden. «Seien sie sich bewusst, dass jede dieser Verbindungen mehrere Bankkonten umfasst», sagte Lauber.
Auch Blatter betroffen
Dabei sprach er den Banken in der Schweiz ein Lob aus. Diese seien ihrer Meldepflicht im Rahmen der Geldwäschereigesetzgebung nachgekommen. «Die Banken haben 53 verdächtige Kunden gemeldet», sagte Lauber. Diese kommen zu den 104 dazu, die bereits aktenkundig waren.
Die Ermittler wollen offenbar auch Fifa-Chef Sepp Blatter verhören. «Alle relevanten Personen werden befragt, das schliesst ausdrücklich auch den Präsidenten und den Generalsekretär der Fifa nicht aus», sagte Lauber.
Insgesamt 157 verdächtige Bankverbindungen: Michael Lauber vor den Medien in Bern. (Video: Reuters)
Taskforce eingesetzt
Derzeit würden unversiegelte Daten analysiert, aufgrund dieser Analyse definiere die Bundesanwaltschaft die Prioritäten der Untersuchung. Zuständig sei eine eigens eingesetzte Taskforce. Lauber betonte zudem die Wichtigkeit der Diskretion. Jede öffentliche Information über die laufende Untersuchung könne dazu führen, dass Beweise verschleiert würden.
Zudem würden die Ermittlungen, in deren Zentrum die Vergabe der Fussball-WM an Russland und Katar stehen, unabhängig von den amerikanischen Untersuchungen geführt. «Dokumente und Erkenntnisse werden daher nicht automatisch mit den US-Kollegen geteilt.»
Lauber problemlos wiedergewählt
Vor der Medienkonferenz zum Fall Fifa folgten National- und Ständerat dem Vorschlag der Gerichtskommission der eidgenössischen Räte und wählten Michael Lauber erneut zum Bundesanwalt. Der 1965 geborene Lauber, der seit Anfang 2012 im Amt ist, erhielt 195 von 216 gültigen Stimmen. Das absolute Mehr lag bei 109 Stimmen.
Ebenfalls auf Antrag der Kommission bestätigten sie den Stellvertretenden Bundesanwalt Ruedi Montanari im Amt. Er wurde bei einem absoluten Mehr von 108 mit 192 Stimmen gewählt.
Neuer Stellvertreter
Als neuen Stellvertretenden Bundesanwalt wählte das Parlament Jacques Rayroud. Er ist derzeit Leitender Staatsanwalt bei der Bundesanwaltschaft und Leiter der Zweigstelle Lausanne. Er wird Nachfolger von Paul-Xavier Cornu und wurde bei einem absoluten Mehr von 104 mit 206 Stimmen gewählt.
Ans Bundesverwaltungsgericht wählte die Bundesversammlung infolge von Rücktritten drei neue Richterinnen. Es sind Christine Ackermann (CVP), Caroline Bissegger (SVP) und Daniela Brüschweiler (BDP). Ackermann erhielt 208 von 213 gültigen Stimmen, Bissegger 208 von 213 gültigen Stimmen und Brüschweiler 205 von 213 gültigen Stimmen. Das absolute Mehr lag bei 107.
Ackermann ist heute Rechtsanwältin und Ersatzrichterin am Kantons- und Handelsgericht St. Gallen. Bissegger ist juristische Mitarbeiterin im Präsidialsekretariat des Bundesverwaltungsgerichts und Stellvertreterin des Leiters des Präsidialsekretariats. Brüschweiler ist Gerichtsschreiberin am Bundesverwaltungsgericht.
Diverse Parteien untervertreten
Die drei Richterinnen ersetzen die zurückgetretenen Richter Robert Galliker (parteilos), Markus Metz (FDP) und André Moser (FDP). Am Bundesverwaltungsgericht sind die SVP, die CVP, die GLP, die BDP und auch die SP untervertreten, wie die Gerichtskommission schrieb. Mit ihren Wahlvorschlägen habe sie diesem Umstand Rechnung getragen.
Am Bundesstrafgericht wurden die 18 ordentlichen Richterinnen und Richter sowie die nebenamtliche Richterin für die Amtsdauer 2016 bis 2021 wiedergewählt. Von den 18 Richtern sind fünf SVP-Mitglied, je vier gehören der FDP und der SP an, drei der CVP und zwei der Grünen Partei. Die nebenamtliche Richterin ist CVP-Mitglied.
Neue nebenamtliche Richter fürs Patentgericht
Ans Bundespatentgericht wählte die Bundesversammlung drei neue nebenamtliche Richter. Sie folgte der Gerichtskommission, die Andreas Schöllhorn Savary, Martin Sperrle und Hannes Spillmann vorgeschlagen hatte.
Alle drei sind ausgebildete Chemiker. Sie sollen einerseits den Ende Jahr zurücktretenden nebenamtlichen Richter Erich Wäckerlin ersetzen. Anderseits soll mit der Wahl von zwei weiteren Chemikern der Bedarf von Fachleuten auf diesem Gebiet am Bundespatentgericht gedeckt werden.
SDA/rar
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