Fillon und Juppé streiten um Reformkurs
Wer wird der Präsidentschaftskandidat der rechtsbürgerlichen Republikaner in Frankreich? Die zwei Anwärter haben sich vor der Stichwahl noch einmal in einem TV-Duell gemessen.
Die beiden konservativen Präsidentschaftsanwärter in Frankreich haben in einem Fernsehduell um den richtigen Reformkurs und die Haltung zu Russland gestritten. Der Überraschungssieger der ersten Wahlrunde, François Fillon, versprach am Donnerstagabend, das Land durch umfassende Einschnitte wieder aufzurichten und Vollbeschäftigung zu schaffen. Sein Konkurrent Alain Juppé betonte dagegen, er strebe Reformen «ohne Brutalität» an.
Während Fillon die Sanktionen gegen Russland beenden will, hält Juppé an ihnen fest. Fillon verteidigte sein Wirtschaftsprogramm gegen die Kritik Juppés. «Mein Projekt ist radikaler und vielleicht auch schwieriger», sagte der 62-Jährige, der wie Juppé früher Premierminister war. Es sei damit aber möglich, dem Land innerhalb von zwei Jahren einen neuen wirtschaftlichen Elan zu geben und innerhalb von fünf Jahren die Arbeitslosenzahlen zu halbieren.
«Brutale» Reformen
Fillon will unter anderem 500'000 Stellen im öffentlichen Dienst streichen und die Staatskassen um 100 Milliarden Euro entlasten. Zudem strebt er eine umfassende Reform des Gesundheitssystems an und setzt dabei auf mehr private Vorsorge.
Juppé sagte, er wolle bei den Reformen weniger «brutal» vorgehen als Fillon. Es sei völlig unrealistisch, 500'000 Beamte zu entlassen. Juppé selbst will nur halb so viele Stellen im Staatsdienst streichen und setzt die möglichen Einsparungen im Haushalt etwas niedriger an.
Beide gegen Hollande
Fillon warf dem 71-jährigen Juppé im Gegenzug zu grosse Zaghaftigkeit vor: «Alain Juppé will nicht wirklich etwas ändern. Wenn man will, das das Land wieder auf die Beine kommt, müssen sich alle anstrengen», betonte er. Juppé entgegnete, er wolle das bestehende Sozialmodell verbessern und nicht «zerstören».
Beide Politiker übten scharfe Kritik an Amtsinhaber François Hollande. Der Sozialist habe sein Versprechen gebrochen, die Arbeitslosigkeit deutlich zu senken. Im Gegensatz zu Hollande plädieren die beiden Politiker der Partei Die Republikaner für eine Abkehr von der 35-Stunden-Woche und eine Anhebung des Renteneintrittsalters von 62 auf 65 Jahre.
Putin und der Kalte Krieg
In der Debatte über Russland nannte Fillon die westliche Sanktionspolitik «gescheitert». «Sie hat nichts gebracht ausser die europäischen Landwirte zu ruinieren», sagte er mit Blick auf die russischen Einfuhrbeschränkungen für westliche Agrargüter. Im Konflikt um die Ostukraine habe auch die Regierung in Kiew eine Bringschuld, betonte Fillon. Auch im Syrien-Konflikt wolle er eng mit Russland zusammenarbeiten, bekräftigte Fillon.
Juppé machte dagegen deutlich, dass er gegen eine Annäherung an den russischen Präsidenten Wladimir Putin sei. «Putin hört nicht auf, vom Kalten Krieg zu reden», kritisierte er. Er werde dem russischen Staatschef im Falle eines Wahlsiegs deutlich machen, dass er das Friedensabkommen von Minsk umsetzen müsse und die Annektion der Krim inakzeptabel sei.
Sieger wird wohl gegen Le Pen antreten
Die erste Runde der Vorwahlen hatte Fillon mit gut 44 Prozent überraschend deutlich für sich entschieden. Juppé kam auf rund 28 Prozent, der Drittplatzierte Nicolas Sarkozy schied aus.
Die Stichwahl der Konservativen findet am Sonntag statt. Der Gewinner der für alle Bürger offenen Wahl tritt im Frühjahr als bürgerlicher Kandidat bei der Präsidentschaftswahl an. Der konservative Kandidat dürfte dann in die Stichwahl gegen die Rechtsextreme Marine Le Pen ziehen und hätte dann laut Umfragen sehr gute Siegchancen. Der unbeliebte sozialistische Amtsinhaber François Hollande gilt als chancenlos. Er will im Dezember bekanntgeben, ob er für eine Wiederwahl antritt.
sda/afp/mch
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