Fliegen und träumen
An der Helvetia Nordic Trophy in Einsiedeln zeigt der Nachwuchs im Regen Leidenschaft für das Skispringen. Die 13-jährige Sina Arnet hat Grosses vor.

Sie findet Noriaki Kasai richtig gut, obwohl der Japaner mit 46 «mega-alt ist für einen Skispringer», sie mag Simon Ammann, sie schaut ganz vielen ganz gern zu. Aber am liebsten steht sie selber oben auf einer Schanze, und wenn sie hinunterschaut, schlottern ihr nicht die Knie, nein, dann denkt sie: Ich will möglichst lange in der Luft bleiben. Denn: «Fliegen ist cool.»
Sie, das ist Sina Arnet, und sie ist: gerade einmal 13. Die Gymi-Schülerin aus Engelberg steht in Einsiedeln im Zielraum, das Wetter hat umgeschlagen, und es regnet pausenlos. Aber Arnet stört das nicht. Sie hat gleich einen Einsatz vor sich, eingeschrieben ist sie in der Kategorie «Ladies». Und im Hinterkopf hat sie einen grossen Traum: Olympia 2022. Wobei sie rasch klarstellt: «Wenn ich nach Peking gehe, möchte ich auch gewinnen.»
Arnet springt seit fünf Jahren und ist 2017 mit 74 Metern Schweizer Meisterin geworden. Danach hat sie von Swiss Ski die Auszeichnung «Jeune de l'année» erhalten und als Lohn zwei massgeschneiderte Anzüge. Das Mädchen, Mitglied des Skiclubs am Bachtel, lässt sich von den Eltern einmal pro Woche nach Einsiedeln ins Training chauffieren, macht anderthalb Stunden für einen Weg. Zu Wettkämpfen dauern die Reisen oft länger. Ihre Mutter Ruth sagt: «Sie hat ihren Plan, und den zieht sie durch.»
Argumente für Schödler
Die Grossen sind auch da, sie tragen im Regen von Einsiedeln die nationale Meisterschaft aus, die Ammanns, Peiers, Schulers, Deschwandens. Aber die Bühne gehört danach der furchtlosen Jugend, eben den Arnets und ihren Kolleginnen, die mit ihrer Begeisterung auch Berni Schödler anstecken. Der Chef Skisprung bei Swiss Ski wünscht sich solche Leidenschaft, weil ihm das zeigt, dass dieser Sport doch einen Reiz für die Jugend hat. «Viele Kinderschanzen sind in der Vergangenheit verschwunden», sagt er, «die Entwicklung ist eigentlich ein Debakel. Aber Beispiele wie Sina Arnet sind für mich beste Argumente, dass es sich lohnt, in die Förderung solcher Talente zu investieren.»
Skispringen kostet – nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Pia Göhring Birchler, die OK-Präsidentin der Helvetia Nordic Trophy in Einsiedeln und Disziplinenchefin Skispringen im Zürcher Skiverband, kümmert sich unter anderem jeweils am Mittwoch um junge, ambitionierte Springer. Wer in dieser Fördergruppe dabei ist, bezahlt 3000 Franken pro Saison. Mit dem Betrag werden sämtliche Auslagen gedeckt, für Material, Reisen, Übernachtungen, Schanzengebühren, Startgelder und Trainer. Motivieren muss Göhring Birchler die Kids nicht: «Sie lieben das Springen, sie lieben den Kitzel.»
Schanze statt Strand
Es ist eine Beobachtung, die Martin Lüthi nur bestätigen kann. Der Berner ist JO-Chef Sprunglauf beim SC Kandersteg. Sein Sohn Emile (9) ist am Start, seine Tochter Ida (12) ebenso, um 5.30 Uhr sind sie aus dem Oberland aufgebrochen, um rechtzeitig vor Ort zu sein. Dort begegnet Emile auch wieder Simon Ammann, der für ihn erst recht ein Held ist, weil der vierfache Olympiasieger einmal einen Servicemann bat, einen kaputten Ski des Juniors zu reparieren.
Emile und Ida informieren sich im Internet via Liveticker über Elite-Anlässe, ihnen entgeht kein Skisprung-Filmchen auf Youtube. Und wenn die Familie ihre Sommerferien plant, muss der Ort keinen schönen Strand, sondern eine Schanze haben. Darum verbringen die Lüthis 2019 ein paar Tage im slowenischen Planica, wo sogar eine Skiflugschanze steht (Rekordweite: 251,5 m). Für den Vater ist die Hingabe seiner Kinder «nicht einfach eine Phase. Die sind nicht zu bremsen.»
Sie sind es so wenig wie Sina Arnet. In Einsiedeln springt sie von der zweitgrössten Schanze auf 60 Meter. Restlos zufrieden ist sie nicht, aber sie nimmt das als Antrieb, das nächste Mal weiter zu fliegen. Schliesslich hat sie Träume. Sie schaut nach oben, deutet auf die grosse Schanze und sagt: «In diesem Winter möchte ich da zum ersten Mal runter.»

Sie findet Noriaki Kasai richtig gut, obwohl der Japaner mit 46 «mega alt ist für einen Skispringer», sie mag Simon Ammann, sie schaut ganz vielen ganz gern zu. Aber am liebsten steht sie selber auf einer Schanze, und wenn sie hinunterschaut, schlottern ihr nicht die Knie, nein, dann denkt sie: Ich will möglichst lange in der Luft bleiben. Denn: «Fliegen ist cool.»
Sie, das ist Sina Arnet, und sie ist: gerade einmal 13. Die Gymi-Schülerin aus Engelberg steht in Einsiedeln im Zielraum, das Wetter hat umgeschlagen. Es regnet. Aber Arnet stört das nicht. Sie hat gleich einen Einsatz vor sich, eingeschrieben ist sie in der Kategorie «Ladies». Und im Hinterkopf hat sie einen grossen Traum: Olympia 2022. Wobei sie rasch klarstellt: «Wenn ich nach Peking gehe, möchte ich gewinnen.»
Arnet springt seit fünf Jahren und ist 2017 mit 74 Metern Schweizer Meisterin geworden. Danach hat sie von Swiss Ski die Auszeichnung «Jeune de l'année» erhalten und als Lohn zwei massgeschneiderte Anzüge. Das Mädchen, Mitglied des Skiclubs am Bachtel, lässt sich von den Eltern einmal pro Woche nach Einsiedeln ins Training chauffieren, macht anderthalb Stunden für einen Weg. Zu Wettkämpfen dauern die Reisen oft länger. Ihre Mutter Ruth sagt: «Sie hat ihren Plan, und den zieht sie durch.»
Argumente für Schödler
Die Grossen sind auch da, sie tragen im Regen von Einsiedeln die nationale Meisterschaft aus, die Ammanns, Peiers, Schulers, Deschwandens. Aber die Bühne gehört danach der furchtlosen Jugend, eben den Arnets und ihren Kolleginnen, die mit ihrer Begeisterung auch Berni Schödler anstecken. Der Chef Skisprung bei Swiss Ski wünscht sich solche Leidenschaft, weil ihm das zeigt, dass dieser Sport doch einen Reiz für die Jugend hat. «Viele Kinderschanzen sind in der Vergangenheit verschwunden», sagt er, «die Entwicklung ist eigentlich ein Debakel. Aber Beispiele wie Sina Arnet sind für mich beste Argumente, dass es sich lohnt, in die Förderung solcher Talente zu investieren.»
Skispringen kostet – nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Pia Göhring Birchler, die OK-Präsidentin der Helvetia Nordic Trophy in Einsiedeln und Disziplinenchefin Skispringen im Zürcher Skiverband, kümmert sich unter anderem jeweils am Mittwoch um junge, ambitionierte Springer. Wer in dieser Fördergruppe dabei ist, bezahlt 3000 Franken pro Saison. Mit dem Betrag werden sämtliche Auslagen gedeckt, für Material, Reisen, Übernachtungen, Schanzengebühren, Startgelder und Trainer. Motivieren muss Göhring Birchler die Kids nicht: «Sie lieben das Springen, sie lieben den Kitzel.»
Schanze statt Strand
Es ist eine Beobachtung, die Martin Lüthi nur bestätigen kann. Der Berner ist JO-Chef Sprunglauf beim SC Kandersteg. Sein Sohn Emile (9) ist am Start, seine Tochter Ida (12) ebenso, um 5.30 Uhr sind sie aus dem Oberland aufgebrochen, um rechtzeitig vor Ort zu sein. Dort begegnet Emile auch wieder Simon Ammann, der für ihn erst recht ein Held ist, weil der vierfache Olympiasieger einmal einen Servicemann bat, einen kaputten Ski des Juniors zu reparieren.
Emile und Ida informieren sich im Internet via Liveticker über Elite-Anlässe, ihnen entgeht kein Skisprung-Filmchen auf Youtube. Und wenn die Familie ihre Sommerferien plant, muss der Ort keinen schönen Strand, sondern eine Schanze haben. Darum verbringen die Lüthis 2019 ein paar Tage im slowenischen Planica, wo sogar eine Skiflugschanze steht (Rekordweite: 251,5 m). Für den Vater ist die Hingabe seiner Kinder «nicht einfach eine Phase. Die sind nicht zu bremsen.»
Sie sind es so wenig wie Sina Arnet. In Einsiedeln springt sie von der zweitgrössten Schanze auf 60 Meter. Restlos zufrieden ist sie nicht, aber sie nimmt das als Antrieb, das nächste Mal weiter zu fliegen. Schliesslich hat sie Träume. Sie schaut nach oben, deutet auf die grosse Schanze und sagt: «In diesem Winter möchte ich da zum ersten Mal runter.»
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