Flüchtling, Lebensretterin und Olympia-Teilnehmerin
Vor einem Jahr flüchtete die 18-jährige Yusra Mardini nach Deutschland. Ihr Weg war so beeindruckend, dass Hollywood die Geschichte verfilmen wollte.
Sie gilt als Symbol der Hoffnung: Yusra Mardini, 18 Jahre jung, wohnhaft in Berlin, geboren in Syrien. In Rio wird die Schwimmerin über 100 Meter Schmetterling und 100 Meter Freistil antreten. Dabei hasste Mardini zwischenzeitlich das Wasser, was mit einem dramatischen Erlebnis vor einem Jahr zu tun hatte.
Im Sommer 2015, mitten im syrischen Bürgerkrieg, flüchtete sie gemeinsam mit ihrer Schwester aus ihrer Heimat. Die Geschwister bestiegen in der Türkei ein Schlauchboot, um übers Meer nach Griechenland zu gelangen, zwei Dutzend Menschen befanden sich auf dem Boot. Plötzlich stieg der Motor aus, Wasser drang ein. Weil die Schwestern Mardini die Einzigen waren, die schwimmen konnten, sprangen sie ins Meer und versuchten, das Boot über Wasser zu halten. Yusra strampelte mehrere Stunden lang, zog das Boot bis zur Küste von Lesbos und bewahrte damit die Mitinsassen vor dem Ertrinken.
«Ich bin stolz und dankbar»
Im Berliner Flüchtlingsheim angekommen, wird sie zu den Wasserfreunden Spandau ins Schwimmen geschickt. Täglich trainierte sie bis zu fünf Stunden, obwohl es zu Beginn sehr schwer war, wieder ins Wasser zu steigen. Sie fand jedoch die Überwindung: «Ich dachte, es wäre eine Schande, wenn ich nicht schwimme. Schliesslich will ich die anderen Flüchtlinge ermutigen, etwas zu versuchen, auch wenn es schwer ist. Ich will, dass sie stolz auf mich sind.» Mittlerweile ist sie dabei wieder voll in ihrem Element, zumal der Teenager mit den wachen Augen das Gesicht der Flüchtlingskampagne des Internationalen Olympischen Komitees (IOK) ist.
«Viele Leute sind durch mich inspiriert und ich will sie nicht enttäuschen», sagte sie bei einem Medientermin: «Ich möchte zeigen, dass Flüchtlinge nicht nur Opfer sind. Wir können etwas erreichen. Wir sind jemand.» Dies, obwohl sie erst im November ins normale Training einsteigen konnte. Am 3. Juni erfolgte jedoch die Berufung in das Flüchtlingsteam, das am 5. August bei der Eröffnungsfeier unter der weissen Fahne mit fünf bunten Ringen in Brasilien ins Olympiastadion einlaufen wird. «Ich bin stolz und dankbar, dass ich dabei sein kann», so Mardini.
Durch ihre spektakuläre Geschichte ist um Mardini ein wahrer Medienhype entstanden. Die ARD wollte sie mit der Kamera auf ihrem Weg nach Rio begleiten und sogar Hollywood soll Interesse an einer Verfilmung ihres Lebens bekundet haben. Beide erfolglos. Der Rummel wurde der jungen Frau zwischenzeitlich zu viel: «Ich habe es manchmal gehasst. Der Druck war enorm.» Mittlerweile wird sie etwas besser abgeschottet, ihr Trainer Sven Spannekrebs kümmert sich um die zahlreichen E-Mails – über 1000 Interview-Anfragen soll sie weltweit erhalten haben.
Mardini selber konzentriert sich voll und ganz auf die Olympischen Spiele, trainiert rund 30 Stunden in der Woche. Den syrischen Rekord über 400 Meter Freistil und 400 Meter Lagen hat sie inzwischen gebrochen, dennoch hat sie ein längerfristigeres Ziel: «Ich träume von einer Goldmedaille bei den Spielen 2020 in Tokio.»
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