Forderte Afghanistan Luftangriff auf Spital an?
Das US-Militär soll den Luftangriff auf die Klinik von Ärzte ohne Grenzen nach eigener Aussage auf Bitten der afghanischen Streitkräfte geflogen haben.
Auch Tage nach dem tödlichen Luftangriff auf die Klinik von Ärzte ohne Grenzen in Kundus ist der genaue Hergang ungeklärt. Der für Afghanistan zuständige Nato-Kommandant John Campbell sagte am Montag in Washington, die USA hätten den Einsatz auf Bitten der afghanischen Streitkräfte geflogen. Der US-Offizier korrigierte damit frühere Angaben, wonach US-Soldaten unter Beschuss der Taliban Unterstützung angefordert hätten. Ärzte ohne Grenzen kritisierte, die USA wollten Afghanistan die Schuld für den Angriff mit 22 Tote geben.
«Die Beschreibung der Attacke verändert sich immer wieder - von Kollateralschaden, zu einem tragischen Zwischenfall oder jetzt mit dem Versuch, die Verantwortung auf die afghanische Regierung abzuschieben», erklärte MSF-Generaldirektor Christopher Stokes. «Die Realität ist, dass die USA diese Bomben abgeworfen haben.»
Unklar, ob Spital versehentlich getroffen wurde
Campbell gestand bei einer Pressekonferenz am Montag ein, dass es bei dem Luftangriff auf Taliban-Kämpfer am Samstag zivile Opfer gegeben habe. Einzelheiten wollte er aber mit Verweis auf die laufende Untersuchung nicht nennen. Seine Aussagen klären nicht die Frage, ob die Klinik in Kundus versehentlich getroffen wurde oder gezielt. «Wenn es Fehler gegeben hat, werden wir diese eingestehen», sagte Campbell. Wer den Einsatz des AC-130-Kampfhelikopters angeordnet hatte, wollte er nicht sagen.
Der Angriff war Teil einer Gegenoffensive gegen die Taliban, die Kundus vergangene Woche kurzzeitig unter ihre Kontrolle gebracht hatten. In der Stadt selbst stellte sich am Montag wieder etwas Normalität ein. Einige Geschäfte öffneten wieder, Menschen wagten sich aus ihren Häusern. Einzelne Gefechte gebe es allerdings noch in Aussenbezirken der Stadt, berichtete ein Mitglied des Provinzrates von Kundus.
Afghanistan wurde vor Angriff gewarnt
Über dem Gouverneurspalast wehte wieder die afghanische Flagge. Der neue Gouverneur Hamidullah Danischi nahm seine Arbeit auf. Er war in der vergangenen Woche als Nachfolger für Mohammad Omer Safi bestellt worden, der beim Angriff der Taliban ausser Landes gewesen war.
Safi wies in einem Interview der Nachrichtenagentur AP jede Schuld von sich. Er habe die Regierung mehrfach vor einem möglichen Angriff der Taliban gewarnt, sagte er. Die Aufständischen hätten bereits in den drei Monaten vor dem Sturm auf die Stadt 60 Prozent der gleichnamigen Provinz unter ihrer Kontrolle gehabt. «Ich habe die Zentralbehörden darauf aufmerksam gemacht.» Unter anderem habe er einen Verteidigungsgürtel rund um Kundus gefordert, die Regierung habe dafür aber nicht das nötige Geld bereitgestellt.
Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah gestand ein, dass die Regierung mehrfach vor einem möglichen Angriff auf Kundus gewarnt worden sei. «Aber niemand hörte zu.»
SDA/pat
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