Frage des Tages: Stipendien statt Sozialhilfe?
Zwei von drei jungen Menschen, die Sozialhilfe beziehen, haben keine fertige Ausbildung. Um ihnen den Weg zum Abschluss zu ebnen, empfiehlt die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe Stipendien, von denen diese Jugendlichen während der Ausbildung leben können. Was meinen Sie? Stimmen Sie am Ende des Artikels ab!

Zwei von drei jungen Menschen, die Sozialhilfe beziehen, haben keine fertige Ausbildung. Um ihnen den Weg zum Abschluss zu ebnen, empfiehlt die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) Stipendien, von denen diese Jugendlichen während der Ausbildung leben können.
Jugendliche Sozialhilfebezüger sollen nach den Vorstellungen der SKOS statt Sozialhilfegeld vom Sozialamt Stipendien erhalten, wenn sie eine Ausbildung beginnen. Diese Zuschüsse sollen die Existenz der jungen Leute sichern und die Sozialhilfebeiträge an die Familie nicht konkurrieren.
Die SKOS stellte ihren Vorschlag an die Kantone am Dienstag in Bern den Medien vor. Demnach sollten Ausbildungsbeiträge so bemessen sein, dass Jugendliche aus bildungsfernen Familien und aus armen Familien davon profitieren könnten. Die Kantone müssten das Stipendienwesen und die Sozialhilfe harmonisieren und koordinieren.
Auch für einfache Ausbildungen
Stipendien erhalten sollen laut der Empfehlung der SKOS Jugendliche ab 16 Jahren, sowohl Schweizerinnen und Schweizer als auch Ausländerinnen und Ausländer mit geregeltem Aufenthalt. Neben tertiären Ausbildungsgängen sollen insbesondere auch niederschwellige Berufslehren finanziert werden.
Die Jugendlichen sollen aber nicht nur Geld erhalten, sondern während der Lehrzeit und beim Eintritt in die Arbeitswelt auch begleitet und betreut werden. «Es gibt noch Potenzial», sagte SKOS- Präsident Walter Schmid über die Möglichkeit, Jugendliche für eine Ausbildung zu motivieren.
Nach Angaben der SKOS brauchen 3,9 Prozent der 18- bis 25- Jährigen in der Schweiz Sozialhilfe. Der Anteil der Sozialhilfebezüger ist unter den jungen Erwachsenen höher als bei älteren.
Rund zwei Drittel der jungen Sozialhilfebezüger haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Ohne Diplom und nach einem verpassten Einstieg in den Arbeitsmarkt sei es für sie schwierig, später auf eigenen Füssen stehen zu können, sagte Schmid.
Waadt hat «gewagt und gewonnen»
Die Harmonisierung von Stipendien und Sozialhilfe «gewagt und gewonnen» hat nach den Worten von SKOS-Geschäftsführerin Dorothee Guggisberg der Kanton Waadt. Der Kanton hat mit dem Ziel, jungen Erwachsenen den Weg zu einer Lehre zu ermöglichen, 2006 ein Pilotprojekt gestartet.
Philippe Müller, stellvertretender Generalsekretär des Waadtländer Sozial- und Gesundheitsdepartements, nannte Zahlen: Rund 1400 junge Erwachsene traten bisher ins Programm ein, gegen 300 beendeten die Lehre. 35 Prozent aller Aufgenommenen stiegen vorzeitig aus.
Die Resultate des Projekts seien mehr als befriedigend, sagte Müller. Auch die ausbildenden Unternehmen hätten positiv reagiert.
Zeitpunkt für Empfehlung günstig
Die bessere Unterstützung von Jugendlichen aus armen Familien würde auf alle Kantone aufgerechnet zu Mehrkosten von rund 140 Millionen Franken jährlich führen, wie SKOS-Präsident Walter Schmid sagte. Bei der Hochrechnung bezieht sich die SKOS auf Zahlen der Waadt.
Der Zeitpunkt sei günstig für ihre Empfehlung, findet die SKOS. Denn viele Kantone überprüften im Rahmen des Stipendien-Konkordats zurzeit, wer unter welchen Voraussetzungen was für Ausbildungsbeiträge erhalten soll.
Dem Stipendien-Konkordat sind bisher acht Kantone beigetreten, wie die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren auf ihrer Internetseite schreibt. In Kraft treten kann das Konkordat, wenn mindestens zehn Kantone beigetreten sind.
SDA/ami
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