
Für das heutige Amerika klingt er wie aus einer anderen Epoche, der pathetische Satz von John F. Kennedy, vorgetragen bei seiner ersten Rede als gewählter Präsident. «Ask not what your country can do for you», sagte er zu seinen fellow Americans am 20. Januar 1961, «ask what you can do for your country.» Dass sich auch der Einsatz im Vietnamkrieg auf diese Weise begründen liess, war damals wenigen klar. Kennedy selbst würde die Eskalation unterstützen.
Kennedys Aufruf passt aber zu einem Vorschlag von Avenir Suisse, dem wirtschaftsliberalen Thinktank. Statt Militär- und Zivildienst schlägt er seit langem einen sogenannten Bürgerdienst von 200 bis 260 Tagen vor, bei dem alle mitmachen sollen, Frauen, Männer und niedergelassene Ausländer. In Deutschland wird derzeit ein ähnliches Modell diskutiert.
Breites Jobangebot
Dieser Dienst böte viele Jobprofile an: von Militär bis Feuerwehr, Umweltschutz bis Spitalhilfe oder Krankenpflege; selbst Arbeit in den Gemeinden wäre für Avenir Suisse denkbar. Damit würde die «wenig zielführende Abgrenzung» zwischen Zivildienstlern und Armeeangehörigen überflüssig, schreibt Noémie Roten von Avenir Suisse in einem Gastbeitrag für die «NZZ am Sonntag». Roten ist Volkswirtin, Militärrichterin und Soldatin.
Ihre Anspielung bezieht sich auf den einfallslosen Vorschlag von Bundesrat und Parlament, den Zivildienst noch unattraktiver zu machen, damit weniger Männer das Militär meiden oder es verlassen. Dabei trägt die Armee selbst die Schuld daran, dass immer mehr den Zivildienst wählen. Viele empfinden das Militär als sinnlos, orientierungslos und demotivierend, sie möchten lieber etwas tun, an dessen Wert sie glauben können. Und anders als die Militärfreunde das gerne darstellen, ist der Zivildienst nichts für Abschleicher, sondern physisch oder psychisch oft anspruchsvoll.
Es würden sich diejenigen zum Militär melden, die das auch wirklich wollen, sie wären also motiviert.
Ob ein Bürgerdienst alle Probleme beseitigt, die er zu lösen verspricht, wäre noch zu klären. Besteht nicht die Gefahr, dass die Freiwilligenarbeit unter Druck geraten würde? Gäbe es überhaupt genügend Stellen für all die zusätzlich Aufgebotenen?
Womit Avenir Suisse recht hat: Es würden sich diejenigen zum Militär melden, die das auch wirklich wollen, sie wären also motiviert. Anderseits wäre jede Hilfe wertvoll in einer Gesellschaft, deren Mitglieder immer älter werden und für die es in den Alters- und Pflegeheimen schon heute viel zu wenig Personal hat.
Die Schweiz hat immer wieder gezeigt, dass sie zu pragmatischen Lösungen fähig ist, wenn auch oft mit Verspätung. Sie funktioniert als Land mit einer grossen Erfahrung im Genossenschaftlichen, sie liebt das MiIizwesen. Zu diesem System gehört, dass man nicht fragt, was das Land für einen tut, sondern was man für sein Land tun kann.
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Frage lieber, was du für dein Land tun kannst
Ein Bürgerdienst von allen für jeden würde der Schweiz mehr nützen als Militär- und Zivildienst. Den Militaristen passt das natürlich überhaupt nicht.