Franziskus wäscht jugendlichen Straftätern die Füsse
Der Papst hat am Gründonnerstag neue Akzente für die katholische Kirche gesetzt. Er forderte dynamische Priester, keine «Antiquitätensammler». Im Zentrum stand ein Besuch in einem Jugendgefängnis.
Es ist ein Symbol: Papst Franziskus geht am Gründonnerstag in ein Jugendgefängnis und wäscht zwölf Häftlingen die Füsse – so wie es einst Jesus bei seinen Jüngern tat. Die Botschaft: Ich bin der Papst für die Armen.
Zum Gründonnerstag hat Papst Franziskus in einem Jugendgefängnis mit einer symbolischen Geste an die Fusswaschung beim letzten Abendmahl erinnert. Einem Dutzend Insassen der Haftanstalt Casal del Marmo in Rom wusch der Papst eigenhändig die Füsse, so wie es einst Jesus Christus am Vorabend seiner Kreuzigung bei seinen Jüngern tat.
Erstmals zwei Frauen dabei
«Wenn der Herr seinen Jüngern die Füsse gewaschen hat, solltet ihr es ihm gleichtun», sagte Franziskus zu den zwölf ausgewählten, minderjährigen Häftlingen laut einem Bericht von Radio Vatikan. In einem vom Vatikan veröffentlichten Video war der Papst auf dem Steinfussboden kniend zu sehen. Er wusch die Füsse über einer silbernen Schale und küsste sie.
In dem Gefängnis sitzen überwiegend Menschen aus Nordafrika und Zigeuner ein. Die für die Fusswaschung Ausgewählten waren nicht ausschliesslich katholisch und auch zwei Frauen waren darunter. Bei letzteren handelte es sich nach Angaben aus dem Gefängnis um eine katholische Italienerin und eine muslimische Serbin. Auch dies war ein Bruch mit der Tradition, denn normalerweise nehmen keine Frauen an der traditionellen Fusswaschung teil.
Anschliessend schenkte er allen Häftlingen ein Osterei. «Gebt die Hoffnung nicht auf. Versteht ihr? Mit Hoffnung könnt ihr immer weitermachen», sagte Franziskus.
Keine konkreten Reformen
Zu Beginn der Osterfeierlichkeiten hat Papst Franziskus sich am Gründonnerstag erneut für neue Wege in der katholischen Kirche stark gemacht. In der Chrisammesse im Vatikan rief das Kirchenoberhaupt die Priester auf, ihre Kirchen zu verlassen und sich zu den Menschen zu begeben.
Am Gründonnerstag gibt der Papst traditionell den Kurs für die katholische Priesterschaft weltweit vor. Seit seiner Wahl zum Oberhaupt der katholischen Kirche hatte Franziskus mehrfach Reformen in der Kirche und neuen Schwung angemahnt. Er kündigte bislang aber keine konkreten Reformschritte an.
«Krise der priesterlichen Identität»
Die Priester sollten dynamischer werden, «an die äusseren Ränder» der Gesellschaft gehen und das Evangelium denen verkünden, die «überhaupt nichts haben», sagte Franziskus unter dem Applaus der Gläubigen. Zahlreiche Priester seien angesichts der Verweltlichung der Gesellschaften «verbittert» und verkämen zu «Antiquitätensammlern». Ein Priester aber, der «nicht mehr aus sich selbst herauskommt», werde anstelle eines Mittlers zwischen Gott und den Menschen zu einem «Verwalter». Aus Unzufriedenheit erwachse die «Krise der priesterlichen Identität», die «uns alle bedroht».
Franziskus erneuerte damit seine Mahnungen, mit denen er wenige Tage vor seiner Wahl zum Oberhaupt der katholischen Kirche im Kardinalskollegium für Aufsehen gesorgt hatte. In einem beispiellosen Schritt hatte der kubanische Kardinal Jaime Ortega das Redemanuskript mit Genehmigung des Papstes am Dienstag veröffentlicht. Darin prangert der jetzige Papst eine «selbstbezogene Kirche» an, in der ein gewisser «theologischer Narzissmus» herrsche.
AFP/sda/rub
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