Franzosen rücken mit 25 Fahrzeugen ins Zentrum vor
Die französischen Soldaten beziehen in Abidjan Stellung. Ein weiterer Angriff auf den Präsidentensitz steht bevor. Der abgewählte Präsident der Elfenbeinküste verschanzt sich immer noch in seinem Bunker.
Französische Truppen haben heute den Präsidentensitz in Abidjan angegriffen, wo sich der abgewählte Präsident der Elfenbeinküste, Laurent Gbagbo, seit einer Woche in einem Bunker verschanzt hält.
Sie rückten einen Tag nach Luftangriffen auf Stellungen der Truppen Gbagbos vor, die am Wochenende den Belagerungsring um die Residenz durchbrochen und das Hauptquartier der UN-Friedensmission sowie das Hotel attackiert hatten, in dem die Regierung des international anerkannten Präsidenten Alassane Ouattara residiert.
Reporter der Nachrichtenagentur AP beobachteten zuvor, wie eine aus rund 25 Militärfahrzeugen – darunter Panzer und Schützenpanzer – bestehende Kolonne eine französische Kaserne verliess. Auch Kämpfer Ouattaras beteiligten sich an dem Angriff auf die Residenz, berichteten Anwohner.
Angriffe auf den Präsidentensitz
Kampfhubschrauber der UN-Truppen und der französischen Streitkräfte hatten gestern den Präsidentensitz in Abidjan beschossen, in dem sich Gbagbo verschanzt hält. Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy und der Leiter der UN-Friedensmission in der Elfenbeinküste, Choi Young Jin, hatten die Angriffe mit der Begründung genehmigt, Gbagbos Truppen setzten weiterhin schwere Waffen gegen die Zivilbevölkerung ein.
Ein Berater des international als Sieger der Präsidentenwahl im November anerkannten Ouattara, Jean-Pierre Mignard, sagte, Gbagbos Residenz sei ein militärisches Hauptquartier, «von dem Schüsse aus schweren Waffen abgefeuert werden». Deshalb sei seine Seite mit dem militärischen Vorgehen von UN und Frankreich einverstanden.
Gbagbo hat die Kontrolle über fast das ganze Land verloren, nachdem loyal zu Ouattara stehende Soldaten vom Norden und Westen in die Stadt vorgerückt waren. Bei Luftangriffen der UN und Frankreichs wurden Gbagbos Panzer und schwere Waffen zum grössten Teil zerstört.
«Führer haben sich nicht zurückgehalten»
Hoffnungen auf ein baldiges Ende des viermonatigen Patts hatten sich vor einer Woche zerschlagen. Gbagbo und hochrangige Militärvertreter hatten am Dienstag über eine Aufgabe verhandelt, doch Gbagbo erklärte kurz darauf, er werde die Macht nicht abgeben und sei der rechtmässige Präsident der Elfenbeinküste.
Die Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch (HRW) warf den Truppen Ouattaras die Tötung Hunderter Zivilpersonen, Vergewaltigung politischer Gegner und das Niederbrennen von Dörfern während ihrer Ende vergangenen Monats begonnen Offensive gegen Gbagbo vor. «Während sich die internationale Gemeinschaft auf das Patt wegen der Präsidentschaft konzentriert hat, haben Truppen beider Seiten zahlreiche Gewalttaten gegen Zivilpersonen verübt», sagte der HRW-Direktor für Westafrika, Daniel Bekelele. «Ihre Führer haben wenig Interesse gezeigt, sie zurückzuhalten.»
dapd/pbe
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