
Früher Morgen am Naf-Fluss. Nichts als Schlick, bis zum anderen Ufer. Aber nicht einmal die Ebbe kann die Boote stoppen. Viele sind überladen, einige gekentert. Und die Strömung ist tückisch. So haben sie aufgehört zu zählen, wie viele Menschen der Strom zwischen Burma und Bangladesh schon verschluckt hat. Ein Kahn kommt die Fahrrinne entlang, neben der Mole steuert er in den grauen Schlamm. Von Bord springt ein kleiner drahtiger Fährmann, er fuchtelt mit den Händen. Raus, raus, raus. Er will die drei Dutzend Flüchtlinge, die sich in seinem Boot zusammendrängen, eiligst loswerden. Auf der anderen Seite, in Burma, warten noch Tausende, die hinüberwollen. Drüben geben sie alles, was sie noch haben, um Platz in einem Boot zu erkaufen. Uhren, Telefone, Schmuck. Nur fort, auf sicheren Boden, wo burmesische Soldaten sie nicht mehr schlagen, foltern, erschiessen oder vergewaltigen können.
Frau Khatun flieht durch den Schlamm
Die 25-Jährige ist im siebten Monat schwanger, als sie sich über den Fluss Naf von Burma nach Bangladesh rettet. Wie sie suchen derzeit Hunderttausende Rohingya Schutz vor der Gewalt.