Frauen haben Kim «sehr bewusst» vergiftet
Die malaysischen Ermittler widersprechen der Versteckte-Kamera-These im Mord am Halbbruder des nordkoreanischen Diktators.
Zwei nach dem mysteriösen Mord am älteren Halbbruder von Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un festgenommene Frauen sollen die Giftattacke wissentlich verübt haben. Davon geht die Polizei aufgrund eines Überwachungsvideos aus. Die Frauen hatten das Gegenteil behauptet.
Malaysias Polizeichef Khalid Abu Bakar sagte am Mittwoch auf eine entsprechende Frage eines Journalisten: «Ja, natürlich wussten sie es.» Ein Überwachungsvideo vom Flughafen in Kuala Lumpur, auf dem das Attentat zu sehen ist, zeige, dass eine der Frauen sofort nach der Tat einen Waschraum aufsuche, weil sie sich «sehr bewusst » gewesen sei, dass sie wegen des Gifts ihre Hände waschen musste.
Bakar erklärte, die zwei verdächtigen Frauen seien für entsprechende Angriffe trainiert gewesen. Sie seien erprobt darin gewesen, jemandem eine giftige Substanz ins Gesicht zu schmieren und dann die Hände zu waschen.
Nordkorea verlangt Freilassung der Frauen
Das Überwachungsvideo wurde am Montag veröffentlicht. Es zeigt den eigentlichen Angriff auf den Halbbruder Kims, Kim Jong-nam. Ein japanischer Fernsehsender zeigte die Sequenz, in der sich zwei Frauen Kim nähern. Eine greift ihn von hinten an und drückt ihm mutmasslich ein Tuch ins Gesicht. Nach dem Angriff wendet sich das Opfer an das Flughafenpersonal und wird in eine Klinik gebracht.
Vier Verdächtige wurden bereits festgenommen, darunter ein 46-jähriger Nordkoreaner. Pyongyang hat nun die die Freilassung der beiden Hauptverdächtigen verlangt. Die beiden «unschuldigen Frauen» sollten unverzüglich auf freien Fuss gesetzt werden, erklärte die nordkoreanische Botschaft in Malaysia am Mittwoch. Sie wies die Darstellung der Polizei zurück, die Frauen hätten Gift an den Händen getragen und Kim Jong-nam damit getötet. Falls dies zutreffe, stelle sich die Frage, weshalb die Frauen noch am Leben seien.
Die verdächtigen Frauen kommen aus Vietnam und Indonesien. Die indonesischen Behörden hatten vermutet, dass die 25-Jährige bei dem Attentat «ausgetrickst» worden ist. Die Frau habe glauben sollen, sie nehme an einem Streich für eine Fernsehshow im Stil der «Versteckten Kamera» teil. Dieser Version widersprach nun der malaysische Polizeichef.
Diplomat gesucht
Malaysia sucht nach mehrere weiteren Verdächtigen aus Nordkorea. Polizeichef Abu Bakar teilte am Mittwoch mit, nach den bisherigen Ermittlungen stünden fünf Nordkoreaner in Zusammenhang mit der Attacke. Zwei wurden verhaftet, drei weitere, darunter ein Diplomat und ein Mitarbeiter der staatlichen nordkoreanischen Fluggesellschaft, würden gesucht und sollten befragt werden.
Entsprechende Gesuche zur Vernehmung der beiden seien an den nordkoreanischen Botschafter gerichtet worden. Bei einer Weigerung müssten Zwangsmassnahmen ergriffen werden, sagte Abu Bakar.
Ergebnislose Autopsie
Der 45-jährige Halbbruder von Nordkoreas Staatschef war am Montag vor einer Woche am Flughafen von Kuala Lumpur ermordet worden. Südkoreanischen Medien zufolge sprühten ihm die Täterinnen Gift ins Gesicht, bevor er an Bord einer Maschine nach Macau gehen wollte. Nach Angaben aus Südkorea ergaben die malaysischen Ermittlungen, dass Pyongyang hinter dem Anschlag steckt.
Eine Autopsie von Kim Jong-nam hatte unterdessen keine Ergebnisse gebracht. Es seien keine Anzeichen für einen Herzinfarkt und auch keine Einstiche gefunden worden, sagte der Generaldirektor der Gesundheitsbehörde Malaysias, Noor Hisham Abdullah, am Dienstag.
AP/chk/rub
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