Frauen stürmen ins Parlament
Noch nie wollten so viele Frauen in den Zürcher Kantonsrat: Sie stellen 42 Prozent der Kandidierenden für die Wahlen im März. Die Frage ist nun, wie viele auch gewählt werden.
Dass im Regierungsrat in der Legislatur 2019–2023 die Frauen das Sagen haben, ist sehr gut möglich. Das ist nämlich der Fall, wenn neben den wiederkandidierenden Regierungsrätinnen Jacqueline Fehr (SP), Silvia Steiner (CVP) und Carmen Walker Späh (FDP) auch Natalie Rickli (SVP) gewählt wird, die den Sitz des abtretenden Markus Kägi (SVP) verteidigen will. Ihre Chancen stehen gut, wie eine Umfrage ergab.
Dass es auch im Kantonsrat eine Frauenmehrheit gibt, ist indes eher unwahrscheinlich. Ein weiblicher Rekordanteil aber liegt drin. Heute Freitag gab Peter Moser, Chefstatistiker des Kantons, bekannt, dass 41,7 Prozent der Kandidierenden fürs Kantonsparlament weiblich sind. Bei den letzten Wahlen im Jahr 2015 waren nur 36,2 Prozent der Kandidierenden Frauen. Der bisherige Rekord stammt aus dem Jahr 1995, als die Frauen 38 Prozent stellten. Allerdings wurden damals anteilsmässig weniger Frauen gewählt. Im Parlament waren dann nur 28,9 Prozent Frauen. 2015 waren es immerhin 33,9 Prozent.
Die Grünen sind die Frauenpartei
Den höchsten Frauenanteil der etablierten Parteien stellen die Grünen (53,1 Prozent), gefolgt von der AL, die genau jeden zweiten Listenplatz mit einer Frau besetzte. Die SP hinkt mit 47,2 Prozent etwas hinterher, danach folgen EVP, GLP und CVP. Am Ende der Rangliste figuriert die SVP mit 25 Prozent Frauen auf ihren Listen. Die FDP kommt auf 38,9 Prozent, was unterdurchschnittlich ist.
Gemäss Statistik hat jede Partei mehr Frauen auf ihren Listen als im Jahr 2015. Sehr unterschiedlich sieht es in den Wahlkreisen aus. Der Frauen-Kreis Nummer 1 ist mit 52,2 Prozent der Stadtzürcher Kreis 1+2, dicht gefolgt vom Kreis 7+8. Auch dort ist mehr als die Hälfte der Kandidierenden weiblich. Mit 46,1 Prozent folgt der Bezirk Meilen, dann Winterthur-Stadt. Die Schlusslichter sind Dielsdorf (37,1 Prozent), Dietikon (36,8) und Pfäffikon (36,2).
Seniorenpartei EVP
Interessant sind auch die Altersunterschiede pro Partei und Wahlkreis. Die Senioren sind klar die EVP-Leute mit einem Durchschnittsalter von 50,1 Jahren. Es folgen nahe beieinander die CVP, Grünen sowie EDU und AL. Unter dem Durchschnitt und damit fast schon als Jungparteien zu bezeichnen sind die FDP (45,4), SVP, SP und GLP. Die Jüngsten stellt aber mit durchschnittlichen 43,3 Jahren die BDP.

Der weiblichste Wahlkreis ist auch mit Abstand der jüngste: Im Kreis 1+2 sind die Kandidierenden durchschnittlich 40,8 Jahre alt. Über drei Jahre älter sind jene aus dem Kreis 6+10 (44), 3+9 und Winterthur-Stadt (je 44,1). Die Methusalems der Kandidierenden kommen aus dem «männlichsten Bezirk» Pfäffikon mit 49,2 Jahren. Auch nicht die Jüngsten sind jene aus Affoltern (49 Jahre), Meilen (48,5) und Hinwil (48,4).
Dieses Jahr kandidieren insgesamt 1734 Männer und Frauen. Das ist genau eine(r) mehr als vor vier Jahren und rund 250 weniger als im Jahr 2003, als es noch kein Pukelsheim-Wahlsystem gab, das Listenverbindungen ausschliesst.
Liste mit einem Firmennamen
Am heutigen Anlass des Kantons wurden unter der Aufsicht von Justizministerin Fehr die Listennummern jener Parteien gezogen, welche antreten und aktuell nicht im Kantonsrat vertreten sind. Die Partei der Arbeit (PdA) hat Listen in allen Stadtzürcher Wahlkreisen, verzichtet aber auf Land-Listen. Die Auslosung von «Glücksfee» Stefan Langenauer, Leiter des Statistischen Amts und damit kantonaler Wahlleiter, bescherte den Kommunisten die Listen(glücks)nummer 13.
«Die Guten», die nur im Stadtzürcher Kreis 3+9 antreten und ganz aufgeregt die Auslosung verfolgten, erhielten die Nummer 12, und die zweite Jux-Partei «Helvida» die Nummer 11. Die Helvida, welche nur drei Personen auf der Liste hat, tritt nur im Kreis 6+10 an. Helvida ist ein Firmenname, der aber erst zugelassen wurde, als der Einreicher sein Unternehmen kurzfristig umtaufte. Dass jemand seine Firma für Wahlen aufstellte, hats im Kanton Zürich noch nie gegeben.
Die Piraten treten nicht mehr an
Die etablierten Parteien erhalten die Listennummer gemäss dem Wahlresultat von 2015. Somit darf die SVP mit der Nummer 1 auftrumpfen, die SP mit der Listennummer 2, gefolgt von der FDP (3), GLP (4), den Grünen (5), der CVP (6), EVP (7), AL (8), BDP (9) und EDU (10). Dass die BDP trotz geringfügig schlechterem Wähleranteil vor der EDU figuriert, hat mit dem Alphabet zu tun. Das Gesetz für politische Rechte legt fest, dass zunächst die Sitzzahl und dann der Anfangsbuchstabe ausschlaggebend sind. AL, BDP und EDU hatten je fünf Sitze erobert. Die BDP tritt als einzige etablierte Partei nicht in allen Wahlkreisen an. Sie fehlt in drei Zürcher Kreisen. Die Wahlen finden am 24. März statt, die Wahllisten sind ab dem 29. Januar online einsehbar .
Die Piraten, die 2015 immerhin 1860 Wähler hinter sich scharen konnten, treten heuer genauso wenig an wie die Juso Uster (126 Wähler) oder die «IP ZH», die vor vier Jahren gerade 60 Wähler mobilisieren konnte.
84'049'743'189'147'081'510'888'260 Möglichkeiten
Statistiker Moser konnte sich nicht verkneifen, ein paar Zahlenspielereien zu präsentieren. So hat er ausgerechnet, dass es im kleinsten Wahlkreis Andelfingen (4 Sitze) 1'341'100 unterschiedliche Möglichkeiten gibt, einen Wahlzettel gültig auszufüllen. Aufeinandergestapelt ergäbe das einen Papierturm von 171 Metern Höhe, was etwa der Höhe des Basler Roche-Turms entspricht.
Rechnet man den grössten Wahlkreis Bülach (18 Sitze) durch, ergeben sich exakt 84'049'743'189'147'081'510'888'260 Möglichkeiten, also über 84 Quadrillionen, 49 Trilliarden etc. Das sind sehr viele Roche-Türme beziehungsweise Lichtjahre, ja sogar Äonen, wie Moser sagte.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch