Öffnung unter Forscher-AufsichtFreizeit nach Corona – Europa-Park wird zum Modellprojekt
Die Anlage in Rust öffnet am Freitag unter wissenschaftlicher Begleitung. Wie man tausende Besucher empfangen will und was Schweizer beachten müssen.

Roland Mack und seine Familie sind gespannt. Die Besitzer des Europa-Parks dürfen ihre Anlage am Freitag wieder öffnen. Erstmals seit Ende Oktober und der Pandemie-bedingt ausgefallenen Wintersaison – aber auch nur deswegen, weil Roland Mack die Landesbehörden in Stuttgart davon überzeugen konnte, ein Modellprojekt daraus zu machen.
Mediziner und Soziologen der deutschen Universität Freiburg sollen die Öffnung eines Freizeitparks wissenschaftlich begleiten und Besucher ein paar Wochen später auch zu möglichen Infektionen befragen. «Freizeitparks sind ein komplexes System, und die Branche und die Behörden erhoffen sich Erkenntnisse für die weitere Vorgehensweise bei einer Pandemie», sagt Mack. Mit diesem Projekt kann er angesichts der deutschen Inzidenzpolitik «mindestens vier Wochen früher» öffnen. Voraussetzung ist allerdings ein Inzidenzwert unter 100, seit Tagen liegt der Landkreis Ortenau, in dem sich Rust befindet, deutlich darunter.
«Es ist unklar, wie wir mit den Schweizern umgehen. Die Regeln machen uns unglaublich zu schaffen.»
Die Öffnung findet unter Auflagen statt: Tagesdatierte Online-Anmeldung, höchstens 20'000 Besucher am Tag, an Spitzentagen sind es sonst 60'000, Abstandsregeln und Maske. Hinzu kommen Ausweis, Impfnachweis oder ein negativer Corona-Test. Der kann nur in Ausnahmefällen auch im Eingangsbereich gemacht werden, doch Mack warnt vor langen Wartezeiten und dem Risiko, wieder nach Hause geschickt zu werden.
Eine Ungewissheit bleibt ihm aber, weil sich täglich etwas ändert: «Es ist unklar, wie wir mit den Schweizern oder Franzosen umgehen. Diese Verunsicherung über Reise- und Quarantänebestimmungen macht uns unglaublich zu schaffen».
10’000 Besucher an Pfingsten
Der Europa-Park will am Freitag mit ein paar Tausend Besuchern starten und je nach Erfahrung am Pfingst-Wochenende auf bis zu 10'000 aufstocken. «Da ist die Situation deutlich besser als in jeder Innenstadt», sagt Mack. Wer es durch den Eingang geschafft hat, für den sind Anlagen und Restaurants geöffnet, Einschränkungen gibt es allerdings bei den Shows, «zumal wir keine grösseren Ansammlungen oder Paraden veranstalten dürfen». Die Hotels im Europa-Park sind ebenfalls offen, nur der Wasserpark Rulantica wird wohl erst im Juni geöffnet.
Eine Lehre hat Mack aus der Pandemie auch gezogen: Es gibt künftig zwei Preiskategorien, um die Besucher besser zu verteilen, wobei der Eintritt in den Sommerferien und der Halloweenzeit etwas höher ist. Dies könnte auch das Minus etwas kompensieren: «Bis heute haben wir wegen der Pandemie einen Umsatzverlust von etwa 300 Millionen Euro», klagt Roland Mack.
Diese Notsituation hat übrigens auch verhindert, dass sich der 71-Jährige langsam aus dem Tagesgeschäft zurückziehen kann, wie er es vorgehabt hatte. «Ich bringe Expertise aus 50 Jahren mit, auch durch meine Kontakte zu Verbänden und Kollegen, da waren meine Söhne schon extrem dankbar», sagt er.
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