Restaurantkritik: Krone RegensbergFremdgehen mit einem Franzosen
Küchenchef Ale Mordasini wurde vor kurzem mit den kulinarischen Meriten der Schweiz geehrt. Wie gut isst man denn bei ihm? Und vor allem: wie helvetisch?

Beinahe hätte man es vergessen: Wie schön es doch sein kann, sich in die gepflegte Abendgarderobe zu stürzen. Sich in angenehmer Atmosphäre an einen grosszügigen Tisch zu setzen. Sich dann von zuvorkommendem Service und einem mit Punkten ausgezeichneten Küchenchef verwöhnen zu lassen.
Für ein solches Abendessen auswärts sei an dieser Stelle ausdrücklich die Krone Regensberg empfohlen. Hier in der Nähe von Dielsdorf steht Ale Mordasini am Herd, er hat vor einigen Tagen die «Kulinarischen Meriten der Schweiz» verliehen bekommen, zusammen mit drei weiteren Köchen. Dies bedeutet, dass ihm quasi von oberster Instanz, dem Bundesrat, bescheinigt worden ist, dass er Herausragendes für den Kochberuf in diesem Land leistet. Ob man das seinen Gerichten anmerkt?
Ach, wie herrlich doch Auswärtsessen sein kann!
Es fällt auf, dass er offensichtlich hervorragende Produzenten aus der ganzen Eidgenossenschaft kennt: Im Mehrgänger begegnen dem Gast gesalzene Alpenbutter von Rolf Beeler, knackiger Spargel vom Rafzerfeld, saftiger Saibling vom Sattel… Doch eine der überraschendsten Zutaten sind wohl Süsswassermuscheln aus dem Zürichsee!
Die Mollusken, die erst seit rund zwanzig Jahren hier heimisch geworden sind, bereitet Mordasini in einem leichten Sud zu und legt sie auf eine Selleriemousse. Dreifarbige Cherrytomaten sorgen für die nötige Säure, Kräuteröl verleiht dem Gang den letzten Schliff. Ins Glas kommt ein schon gereifter Sauvignon blanc 2016 von den Gebrüdern Dutruy aus Genf. Ach, wie herrlich doch Auswärtsessen sein kann.
Ihm wurde quasi von oberster Instanz bescheinigt, dass er Herausragendes für den Kochberuf in diesem Land leistet.
Eine Sekunde ist man irritiert, als zum Hauptgang dann doch ein Franzose ins Glas kommt: ein Pauillac «Réserve de la Comtesse» 2013 aus dem Hause Pichon-Longueville. Wenn man aber wenig später erlebt, wie schön dieser Rote zum grillierten Lammrücken vom Appenzeller Alpstein passt, verzeiht man dieses «Fremdgehen» … Das Fleisch ist innen noch herrlich rosa, die Kruste perfekt braun und knusprig. Dazu kommt eine herrlich herbe Artischocke, die mit gehacktem Lammfleisch gefüllt und mit geriebenem Gruyère gewürzt worden ist.
Corona ist den ganzen Abend weit weg – aber vielleicht sollte man es nun ja neuerdings in einer Gastrokritik erwähnen: Der Service hält gebührend Abstand, zwischen den Tischen bleiben gut drei Meter Platz – ja, so kann man endlich wieder geniessen!
Krone Regensberg, Oberburg 1, 8158 Regensberg
Tel. 044 855 20 20, www.kroneregensberg.comVier Gänge, ohne Weine: 127 Fr.
Do–Sa abends, So mittags.

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