Frisch abgestaubt
Die neue Generation des Dacia Duster ist mehr als der billige Jakob der Kompakt-SUV. In der Schweiz werden sowieso eher die üppiger ausgestatteten Versionen geordert.

Es ist ein niedrigschwelliges Angebot. Warnsignal für nicht geschlossene Türen? Leider nein. Dekorleisten? Geschenkt. Stoff-Türverkleidungen? Wo denken Sie hin. Und nein, es gibt auch keinen Radio, keinen Bordcomputer und keine Dachreling. Und wann hat man schon das letzte Mal nur manuell verstellbare Aussenspiegel zurechtgezerrt? Ein Blick in die Ausstattungsliste des neuen Dacia Duster wirkt ernüchternd. In Basisausrüstung befriedigt er allenfalls das Komfortbedürfnis der ganz Hartgesottenen.
Er kostet dann zwar auch nur 13 890 Franken, ohne Optionen, aber inklusive Allradantrieb. Aber es kauft ihn so dennoch niemand, jedenfalls nicht in der Schweiz: «Der Anteil voll ausgestatteter Duster ist bei uns enorm», sagt Olivier Wittmann, der Schweizer Dacia- und Renault-Chef in Personalunion ist. Günstiges Grundmodell, aber dann bitte mit allem und scharf – mit diesem Rezept hat es die Budgetmarke aus dem Renault-Konzern seit ihrem Europastart 2004 weit gebracht. Um 37,5 Prozent stiegen die Schweizer Verkäufe im letzten Jahr, der Marktanteil betrug 2,3 Prozent, und 2017 steht die Marke Stand November schon bei 2,8 Prozent. Insgesamt 4,8 Millionen Dacias rollten in 13 Jahren von den Bändern. Davon 1,1 Millionen Duster, quasi das Premiumangebot im sonst kreuzbraven Programm.
Also keine Notwendigkeit für grössere Änderungen bei der neuen, zweiten Generation, die ab sofort bestellt werden kann und ab Januar ausgeliefert wird. Schon aus Kostengründen baut der Fünftürer auf der bisherigen Plattform auf – eine modernere gleich teure Basis, die lag nicht drin im Entwicklungsbudget. Aber Dacias, von Christophe Dupont koordinierte Designer haben sich alle Mühe gegeben, dies nicht zu augenfällig werden zu lassen. Flacher, aber breiter gezogener Frontgrill, grössere, weiter aussen positionierte Scheinwerfer – das Auto grinst wie ein Schnäppchenjäger. Dazu eine höhere Gürtellinie und ein neu gestaltetes Heck, bei dem Duponts Team ab und an wohl auf ein Foto des Jeep Renegade geschielt haben dürfte.
Plastikklötze an den Kotflügeln
Aber der Wiedererkennungsfaktor bleibt dennoch hoch. Absicht, sagt Dupont: «Auch günstige Autos sollen nicht schlagartig alt aussehen, wenn der Nachfolger kommt.» Nur die Plastikklötze an den vorderen Kotflügelflanken schauen seltsam aus. «Wir mussten die Türen des Kompaktmodells Sandero übernehmen – und die lassen dort eine Lücke», sagt Dupont. «Die Kosten, Sie verstehen.»
3000 Franken mehr lohnen sich
Im Interieur wurde dafür nichts übernommen – ausgenommen die Abmessungen, weshalb man hinten zwar passabel, aber nicht so richtig entspannt sitzt, wenn vorne 185 Zentimeter grosse Passagiere Platz genommen haben. Die neu gepolsterten Sitze könnten mehr Seitenhalt geben, aber ansonsten überzeugt der Innenraum; erst recht, wenn man durch die Preisbrille schaut. Kaum Fugen, das Hartplastik versteckt sich unter genarbten Oberflächen, und die Mittelkonsole wurde gegen den Fahrer geneigt und wirkt deshalb gleich hochwertiger. Umklappen lässt sich die Rücksitzbank immer, aber die Teilung ? zu ? gibt es nur in den beiden höherwertigen Ausstattungen Comfort und Prestige. Aber die kaufen ja sowieso die meisten.
Ablagen für 27 Liter Kleinkram bietet der Innenraum, darunter ein Schubfach unter dem Beifahrersitz, das man nötig haben dürfte angesichts des knappen Handschuhfachs. Rückfahrkamera, Parksensoren, Tempomat, Nebelscheinwerfer, Klimaanlage, Navi: Als Prestige bringt der Duster alles mit, was man wirklich braucht, und kostet dennoch nur 3000 Franken Minimum mehr als die Basisversion.
Drei Motoren sind in der Schweiz lieferbar; den kleinsten Turbodiesel mit 90 PS spart sich der Importeur. So bleiben ein 1,6-Liter-Benziner mit 115 PS auf Basis eines schon älteren Blocks, ein 125-PS-Turbo mit 1,2 Litern Hubraum und der 110-PS-Turbodiesel. Alle drei lassen sich mit dem Allradantrieb kombinieren – aber dann leider nicht mit der in der Schweiz wichtigen Automatik, sondern einem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe. Dem fehlt ein wenig die Präzision der Renault-Pendants. An Steigungen rollt der Duster kurz zurück; und bis der erste Gang beim Anfahren greift, ist die Lücke im Querverkehr wieder zu.
Der Turbobenziner passt dagegen perfekt zum manuellem Sechsgänger – Olivier Wittmann erwartet einen Benziner-Anteil von 60 Prozent. Die Karosserieneigung bleibt sanft, obwohl die Federwege auch für Offroad-Einsatz ausgelegt sind. Mit zugeschalteter Hinterachse könnte man dem Duster mehr zumuten als erwartet; selbst ein Bergabfahrassistent wird immer zum Allrad mitgeliefert. Vor allem aber: Der Duster klappert und knattert seinem Eigner nicht mehr die Ohren voll. In manchem der frühen Modelle aus der ersten Generation dröhnten die Türverkleidungen im Motorentakt mit. Um 50 Prozent sei das Geräuschniveau im Innenraum gesenkt worden, sagt Christophe Dupont. Jetzt lohne es sich definitiv, den Radio mitzubestellen.
Andreas Faust fuhr den neuen Dacia Duster am 4./5. Dezember auf Einladung von Renault Schweiz in Griechenland.
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