Von Jazz bis RapFünf Zürcher Bands, denen die Zukunft gehört
Das Musikfestival M4Music findet dieses Jahr virtuell statt. Diese Zürcher Musikerinnen und Musiker dürfen Sie nicht verpassen.

District Five
Sie machen Jazz. Aber sie machen nicht jene wirre und anstrengende Art von Jazz, bei der einem vor lauter Tönen sturm wird und man nicht mehr weiss, an welcher Melodie man sich festhalten soll. District Five nehmen ihre Zuhörerinnen und Zuhörer an der Hand. Sie sind Reiseleiter, die niemanden stehen lassen. Getroffen haben sich die vier Zürcher beim Jazzstudium an der ZHDK. Sie probten fortan in ihrem Studio in der Zürcher Kreuzkirche und veröffentlichten vor drei Jahren ihr Debütalbum «Decoy». Die gesanglose Musik ist mal wild wie im Zirkus, um dann plötzlich so ruhig zu werden, dass sie sich auch für eine Yoga-Session eignen würde. Vereinnahmend ist beides.
Annie Taylor
Vor 120 Jahren stürzte sie sich als erster Mensch in einem Fass die Niagarafälle hinunter und überlebte. Jetzt ist Annie Taylor auch eine Rockband. Die Zürcher Kindergärtnerin Gini Jungi lernte ihre Bandmitglieder beim Snowboarden in Laax kennen. Seither haut das Quartett Songs raus, die sich für Tiefschneeabfahrten ebenso eignen wie für Roadtrips. Der Rock von Annie Taylor ist nicht so rau, dass er einen zerschlägt. Vielmehr schaffen die rotzigen Gitarrenriffs und die verhangene Stimme von Gini Jungi eine Coolness, die ihrer Namensgeberin mehr als gerecht wird.
Danase & Sterneis
Die Beats des Produzenten Sterneis schlendern vor sich hin. Nichts Wildes, Aufgeblasenes. Ein paar Klaviertöne sind es meist nur, die sich wiederholen und verhallen – und so das perfekte Fundament für die Reime von Rapper Danase bilden. Seit zehn Jahren arbeiten die beiden Zürcher zusammen. Letztes Jahr haben sie ganze drei Alben herausgebracht, auf denen sich auch Kollaborationen mit Luuk oder Steezo finden. Genauso minimalistisch wie Sterneis’ Beats kommt der Rapstil von Danase daher. Seine Stimme ist monoton, doch was er sagt, ist dicht und hat es in sich. «Ich bin verstritte mit de Chile, aber lizenziert zum Kille.» Diese Zeile hat Danase am Cypher 2019 rausgehauen. Seither folgten viele weitere Disses: gepflegte und weniger gepflegte.
Acid Amazonians
Viel Musik der Zürcher Combo gibt es noch nicht zu hören. Aber da ist die Single «Handelbar», die Vorfreude auf das Livealbum «How to Take Up Space» macht, das im April erscheint. Franziska Staubli, Nina Tshomba und Rada Leu machen im dazugehörigen Video eine Velotour. Sie fahren zuerst allein los, von einem ruhigen Technobeat und einer verzerrten Stimme begleitet. Schnell kommen jedoch weitere Frauen auf Inlineskates und Skateboards hinzu – und mit ihnen wird auch die elektronische Musik wilder und experimenteller. Am Abend ist es dunkel, und die Acid Amazonians kehren von ihrer Tour zurück. Lichterketten schmücken ihre Lenker. Der Beat und die feministischen Lyrics haben sich auf dem Weg eingeprägt.
Pilar Vega
Sie beherrscht viele Stile. Pilar Vega – karibische Wurzeln, im Tessin aufgewachsen, jetzt in Zürich – hat in der Vergangenheit als Gastsängerin bei Hip-Hop-Tracks mitgewirkt, aber auch Lyrics für den Zürcher Elektro-Produzenten Cella beigesteuert. Mittlerweile macht sie ihre eigene Musik. «Ask my mama, I love melodrama», singt Vega in ihrer Single «Glow» über einen Beat, der irgendwo zwischen Soul, R&B und Elektro wabert. Ihre Stimme schlingert um diese Musik, klingt manchmal so, als würde sie den Ton nicht treffen, um dann wieder voll da zu sein. Nicht ganz so dramatisch wie «Glow» kommt «La Boca» daher. Die Melodie ist samtiger und macht Lust auf einen Strandtag.
M4Music, Livestream aus dem Schiffbau, Do 25.3. ab 19 Uhr: Acid Amazonians und Pilar Vega, Fr 26.3. ab 19 Uhr: District Five, Danase & Sterneis und Annie Taylor, https://www.m4music.ch/stream
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