Fünfsternhotels leiden unter Airbnb
Das starke Wachstum der Buchungsplattform befeuert die Debatte um eine Regulierung.

Der Beschluss machte weltweit Schlagzeilen: Die beliebte spanische Ferieninsel Mallorca sperrt Buchungsportale wie Airbnb aus. Pünktlich zur Hauptsaison wird die private Vermietung von Wohnungen an Touristen verboten. Das Vorgehen der Baleareninsel heizt nun in der Schweiz die Diskussionen an, wie mit der Vermietungsplattform umgegangen werden soll.
Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer fordert jetzt eine gesamtschweizerische Lösung für das Einziehen von Taxen für Gäste in Airbnb-Wohnungen. Derzeit bemühen sich die Kantone in Einzelverhandlungen mit dem Anbieter um automatisierte Verfahren. Nach einer Einigung mit den Kantonen Zug und Baselland werden offenbar Gespräche mit dem Tessin, Freiburg und Genf geführt. «Es kann nicht sein, dass das jeder allein machen muss», sagt Platzer. Zudem sorgt sich die Branche, dass mittlerweile sogar die Luxushotellerie unter der Konkurrenz von Airbnb leidet.
Seit letzten Sommer wird die Beherbergungsabgabe bei allen Gastgebern im Kanton Zug automatisch über die Plattform eingezogen und direkt an Zug Tourismus weitergeleitet. Auch Baselland hat mittlerweile eine ähnliche Vereinbarung mit Airbnb abgeschlossen. Weltweit wurde das System bereits in 370 Ferienorten lanciert. Laut Airbnb will das Unternehmen so zu einem verantwortungsvollen Tourismus beitragen und gleichzeitig Gastgeber und Verwaltung entlasten. Letztere erhält die Abgaben ohne administrativen Aufwand.
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Der Vorstoss über ein zentrales Abrechnungssystem ist grundsätzlich nicht neu: CVP-Nationalrat Dominique de Buman war damit im Parlament jüngst gescheitert. De Buman will nun abwarten, wie sich die Einzelverhandlungen der Kantone entwickeln, und bei stockendem Fortschritt erneut tätig werden.
Laut neusten Daten des Walliser Tourismus-Observatoriums ist Airbnb hierzulande weiter auf Wachstumskurs. Die Zahl der angebotenen Objekte stieg in den vergangenen sechs Monaten um rund 20 Prozent, wie Roland Schegg vom Observatorium sagt. Treiber sind insbesondere professionelle Vermieter wie Interhome, die ihre Wohnungen vermehrt über Airbnb anbieten.
«Airbnb ist auch für ein Fünfsternhaus wie das Palace eine Konkurrenz.»
Ein Verbot der Plattform wie auf Mallorca steht nicht zur Debatte, nicht zuletzt, da in der Schweiz insbesondere die ländlichen Regionen profitieren. «In den Ferienorten hilft Airbnb im Kampf gegen kalte Betten», sagt Hotelleriesuisse-Präsident Andreas Züllig. In den Städten hingegen konkurriere der Vermittler vermehrt mit der Hotellerie. «Insbesondere Gäste, die früher mehrere Wochen in einem Hotel abgestiegen sind, entscheiden sich vermehrt für Airbnb-Wohnungen», sagt Züllig. Er schätzt, dass vor allem der Vier- und Fünfsternbereich unter der Konkurrenz leide.
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Das bestätigt der Hotelier Andrea Scherz, Chef vom Palace in Gstaad. Er sagt: «Airbnb ist auch für ein Fünfsternhaus wie das Palace eine Konkurrenz. Es ist schon ein wenig unheimlich, wie viele Luxuswohnungen in Gstaad auf Airbnb zu sehr interessanten Preisen angeboten werden.»
Airbnb-Verbot in Berlin und Palma
Hinzu kommt die in vielen Ländern geführte Debatte über eine Verknappung und Verteuerung des Wohnraums, da die vermieteten Wohnungen nicht mehr für langfristige Mietverträge zur Verfügung stehen. Das Phänomen hatte zum Verbot von Airbnb etwa in Berlin und Palma geführt. «Von daher braucht es sicherlich Leitplanken, etwa Klauseln zur Regelung von Untervermietung in den Mietverträgen», sagt Hotelleriesuisse-Präsident Andreas Züllig.
Des Themas hat sich der Bundesrat angenommen, erwartet wird jedoch eine liberale Regelung, eher im Sinne des Anbieters. Im März schickte der Bundesrat Änderungsvorschläge im Mietrecht in die Vernehmlassung. Demnach müsste der Mieter beim Vermieter eine generelle Zustimmung zur wiederholten kurzzeitigen Untermiete einholen. Dies soll zu einer administrativen Vereinfachung führen.
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