Für die grosse Pleite wäre die Schweiz nicht gewappnet
Die Schweiz ist doch ein Sonderfall. Rundum sichert man die Spargelder besser ab. Nicht nötig, sagt die Bankiervereinigung. Die Einlagen seien sicher.
4 Milliarden Franken – ist das viel Geld oder wenig? Es ist die Höchstsumme, welche über die Einlagensicherung insgesamt und maximal an Sparer ausbezahlt würde, sollte deren Bank zusammenbrechen.
Geht man in der Geschichte an den Ursprung dieser Einlagensicherung zurück, sind die 4 Milliarden eine grosse Summe. Am 3. Oktober 1991 bangten verzweifelte Frauen und Männer vor den geschlossenen Schaltern der Spar- und Leihkasse Thun um ihr Erspartes. Die Bilder gingen um die Welt. Der Imageschaden für den Finanzplatz Schweiz war gross. Die Liquidation der Regionalbank dauerte Jahre. 899 Millionen Franken wurden den Gläubigern zurückbezahlt. 223 Millionen mussten sie sich ans Bein streichen.
Sollte sich dieser Fall wiederholen, würden kaum mehr Fernsehbilder um die Welt gehen. Den Sparern könnten schnell und unbürokratisch bis zu 30'000 Franken ihrer Anlagegelder ausgehändigt werden. Die 4 Milliarden würden locker reichen.
2008 ist aber nicht 1991. Heute wird nicht diskutiert, ob eine Regionalbank Pleite gehen könnte. Stammtischgespräch ist der Kollaps der UBS. In einem solchen – rein theoretischen Fall – würde es um eine ganz andere Dimension von Kundeneinlagen gehen als bei der Spar- und Leihkasse Thun. Eine Summe, über die die UBS den Schleier des Schweigens legt. Eine gut informierte Quelle bestätigt aber, dass die 4 Milliarden «deutlich nicht reichen» würden, um die UBS-Kunden im vorgesehenen Zeitrahmen zu bedienen.
Geheimniskrämerei um Anlagegelder
Noch schlimmer: Was wäre – angesichts der seit über einem Jahr andauernden Finanzkrise –, wenn nicht eine einzelne Bank ins Strudeln käme, sondern der ganze Schweizer Finanzplatz von der Krise erfasst würde? Dann wären die 4 Milliarden Einlagensicherung nur mehr ein Klacks. Das steht fest, auch wenn die gesamte Anlagesumme auf Schweizer Banken, die der Einlagesicherung zugerechnet werden muss, ein gut gehütetes Staatsgeheimnis ist. Die Bankiervereinigung verweist an die Eidgenössische Bankenkommission. Die Bankenkommission will die Zahl nicht herausrücken.
Ein Hinweis auf die Summe der Kundengelder auf Schweizer Banken gibt die Statistik der Nationalbank. Sie weist per Ende Juli 2008 Spar- und Anlageverpflichtungen der Banken gegenüber Kunden im Inland von insgesamt 763,9 Milliarden aus. Davon sind aber nicht alle Gelder im Konkursfall privilegiert. Aus Finanzkreisen wird aber bestätigt, dass es sich bei der für die Einlagensicherung relevanten Gesamtsumme um einen dreistelligen Milliardenbetrag handelt.
Auf den ersten Blick heisst das, dass die Schweiz weder für die Pleite einer Grossbank noch für die grosse Bankenkrise gewappnet ist. Wer als Sparer auf sicher gehen will, muss deshalb zu einer Bank mit Staatsgarantie gehen – zu Postfinance oder einer der Kantonalbanken. Auch diese bieten aber nur relative Sicherheit, denn auch ein Staat kann zahlungsunfähig werden.
Bei allen andern Banken sind Einlagen bis 30'000 Franken pro Person über das Konkursrecht gesichert. Sie werden in der zweiten Klasse privilegiert – beispielsweise noch vor den Aktionären der konkursiten Bank, aber hinter den Lohnbezügern des Instituts. Die Einlagensicherung ist nicht – wie viele irrtümlich glauben – eine eigentliche Absicherung. Mit ihr sorgen die Banken lediglich dafür, dass bis zu 30'000 Franken innerhalb von 90 Tagen an die Kunden ausbezahlt werden. Die Betroffenen müssen also nicht erst den Abschluss des Konkursverfahrens abwarten.
Unter den Schutz fallen alle Einlagen, die auf den Namen des Eigentümers lauten – sämtliche Bankkonten wie Lohn- , Zahlungs-, 3.-Säule- oder Fremdwährungskonten. Geschützt sind auch die Anlagen von Ausländern, sofern sie diese bei einer Geschäftsstelle in der Schweiz deponiert haben. Aktien oder andere Wertschriften werden aus der Konkursmasse herausgenommen und den Besitzern ausgehändigt.
Gelder wandern nicht ins Ausland
Auch wenn jetzt viele Staaten den Einlegerschutz verbessern, ist das für die Bankiervereinigung kein Grund für eine Notfallübung. «Wir haben keine Binnenbankenkrise, sondern eine globale Finanzkrise», sagt Sprecher Thomas Sutter. «Unsere Einlagen sind sicher.» Gegenüber gesetzlichen Anpassungen, etwa einer besseren Absicherungen der Altersspargelder, zeigt sich die Vereinigung aber offen.
Sutter glaubt nicht daran, dass Anlagegelder von Schweizer Banken abgezogen werden, um sie in Staaten zu platzieren, wo die Sparer besser geschützt sind. «Es lässt sich heute beobachten, dass Gelder zwischen den Banken umgelagert werden. Eine Verschiebung in andere Länder sehen wir aber nicht.»
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