Matteo Salvini schafft es jeden Tag, die politische Agenda vorzugeben. Mit einem Tweet, einem Spontan-Interview in einer römischen Gasse, einem Post auf Facebook. Seine Anhänger sagen, er verstehe den Bauch der Italiener so gut wie sonst niemand. Manchmal ist das wörtlich zu verstehen: Er postet Fotos von dem, was er isst. Noch lieber aber spricht er die niedersten Instinkte der Italiener an, rührt an ihre Eingeweide.
Zum Gedenk- und Feiertag der Befreiung vom faschistischen Regime, den die Italiener immer am 25. April begehen, sagt Salvini, das sei wie ein «Derby zwischen Roten und Schwarzen, zwischen Kommunisten und Faschisten». Er mache da nicht mit, das langweile ihn. Statt an einem Gedenken teilzunehmen, fahre er lieber nach Sizilien und weihe dort einen neuen Polizeiposten ein. Nicht dass das nicht wichtig wäre, nur das Datum ist unpassend: Am 25. April liegt das öffentliche Leben in Italien lahm.
Gunst des Volks wächst
Seine Gegner sind empört. Sie sagen, der Innenminister relativiere das historische Verdienst der Partisanen, der Befreier – jener Italiener also, die der Demokratie und dem Leben in Freiheit den Weg bereiteten. Und er zwinkere gleichzeitig den Faschisten zu, den Nostalgikern, die ihm salutieren wie einst – römisch nämlich, mit gestrecktem Arm, dem Gruss der Schwarzhemden.
Die Kritik kümmert Salvini nicht, er steckt sie weg, vielleicht geniesst er sie sogar. Seine Gunst im Volk jedenfalls wächst noch immer an. Das Zwinkern und Verniedlichen, Polarisieren und Spalten gehört zum Plan. Bald sind Europawahlen. Für ein paar Stimmen mehr rüttelt er schon mal an den Pfeilern der italienischen Republik.
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Für ein paar Stimmen
Italiens Innenminister und Chefpopulist Matteo Salvini verhöhnt die Geschichte des Landes.