Für einmal kein tiefes Geläuf
Die Quer-Elite bestritt erstmals ein Crossquer, und Bikerlegende Thomas Frischknecht sagt, dies sei die Zukunft des Quersports.
OrtsterminAm ersten Radquer auf der Pferderennbahn Dielsdorf Von Emil Bischofberger, Dielsdorf Haben Radrennen einen spezifischen Geruch? Eher nicht. Bratwürste gibt es an jeder Sportveranstaltung, der Geruch von Kettenöl ist zu unspezifisch. Speziell riecht es am Radquer in Dielsdorf: nach Pferdemist. Immer wieder weht eine Pferdeäpfel- «Duftwolke» übers Gelände. Als ob die Tiere sagen wollten: Das ist dann immer noch unser Revier! Dabei wollen die Radsportler alles andere als die Dielsdorfer Rennbahn erobern. Vielmehr sind sie dankbare Gäste, die hier ihr erstes «Crossquer» durchführen. Eine eigenartige Namenskreation ist das, ein Pleonasmus, eine Verdoppelung. Aber die Begründung leuchtet ein: Die Kreation enthält ein R o s s und verweist damit auf den Ort. Hochattraktive Strecke Am Sonntagnachmittag wird rasch klar, dass die Crossquer-Premiere ein Erfolg sein muss. 230 Sportler starten in den verschiedenen Kategorien. Die Zuschauer sind zahlreich erschienen, und die Strecke ist hochattraktiv, weil überall fürs Publikum leicht zugänglich. Es fehlt der Schlamm Trotzdem passt irgendetwas nicht in die Szenerie. Genau: das Wetter. Es scheint die Sonne, sodass viele Fahrer gar auf Handschuhe verzichten. Dabei ist ein Radquer ohne Schlamm und Morast, ohne bis fast zur Unkenntlichkeit verdreckte Gesichter eigentlich unvorstellbar. Auch der Dauerregen kurz vor dem Wochenende konnte den Boden nicht genug aufweichen. Wo Pferdesportler bereits von «tiefem Geläuf» sprechen, zucken Radquerfahrer höchstens mit den Schultern. Sie sind anderes gewohnt. Für die Pferde hingegen ist der nur an wenigen Stellen knöcheltiefe Morast zu viel: Das Showrennen mit Military-Pferden ist der einzige Programmpunkt, der kurzfristig gestrichen werden muss. Trotzdem kriegen die Fans einiges geboten. Weil der Kurs sich in einer wilden, 2 km langen Kurvenfahrt rund um die Haupttribüne übers Gelände schlängelt (die Pferderennbahn selber ist wegen des frisch angesäten Rasens allerdings tabu), sind die Fahrer auf jeder Runde viele Male zu sehen. Kein Manöver oder Fehler bleibt so verborgen. Genau so hat sich das Thomas Müller vorgestellt. Der OK-Präsident hat den Verein Crossquer gegründet (Stand gestern: 3 Mitglieder), nachdem er vor einem Jahr die Absage von zwei anderen Quers registriert hatte. «Das kann doch nicht so schwer sein», dachte sich der initiative 24-Jährige, der selbstständig ein Gartenbauunternehmen führt. Mit jener Annahme sei er ziemlich danebengelegen, sagt er im Nachhinein, die Vorbereitungsarbeiten waren deutlich arbeitsintensiver als erwartet. Doch zurück konnte und wollte Müller nicht mehr. Er ist auch erblich «vorbelastet». Vater Ueli gewann einst zwei Bronzemedaillen an Quer-Weltmeisterschaften, seine Brüder sind bis heute aktiv in der Disziplin. Umso grösser ist nun Müllers Freude ob der vielen gut gelaunten Sportler und Besucher. Auch der Dorfpfarrer aus Steinmaur ist gekommen und macht ihm Komplimente – in Radmontur. Am Ende abgefangen Zufrieden schaut am späten Nachmittag auch Thomas Frischknecht drein. Der einstige Vorzeige-Querfahrer und -Biker hat allen Grund dazu: Im Eliterennen düpiert sein Teamfahrer Marcel Wildhaber in der letzten Haarnadelkurve Schweizer Meister Lukas Flückiger und gewinnt die Crossquer-Premiere. «Solche Anlässe sind die Zukunft des Sports», sagt Frischknecht. «Radquers waren schon immer attraktiv, hier wird einem etwas geboten. Nur finden sie zu oft auf Wald und Wiesen statt. Hier hingegen kann man auch ohne Gummistiefel hinkommen. Ich hoffe fest, das macht den Organisatoren Mut.» Esel statt Pferde Macht es. Dazu tragen auch die 1300 Zuschauer bei, die für einmal wegen (Draht)Eseln statt Pferden auf die Dielsdorfer Rennbahn gekommen sind. «Die Infrastruktur hat sich absolut bewährt. Wir werden das Crossquer gerne wieder durchführen», sagt Organisator Müller. Dass er noch nicht definitiv Ja sagt zur Austragung 2011, liegt an der Rennbahn. Die steht im Umbruch, in naher Zukunft sind grössere Um- und Ausbauten geplant. Für das Crossquer wäre eine Neuauflage wünschenswert: Pferdemist und Radquer passen durchaus zueinander. Für die Quer-Elite ist der knöcheltiefe Morast harmlos, mit geschultertem Rad sind die guten Läufer im Vorteil.Foto: Sophie Stieger
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch