Ganz oben ohne Frauenquote
Am meisten Frauen in Spitzenpositionen von Unternehmen gibt es in Schweden. Ein Beispiel dafür ist die Starbankerin Annika Falkengren. Sie hat einen Rat für ehrgeizige, junge Frauen.
«Mutter eines Babys bekommt Topjob», titelte eine schwedische Zeitung vor fünf Jahren, als der CEO-Posten von SEB, der zweitgrössten Bank Schwedens, besetzt wurde. Die Frau, die für diese Schlagzeile sorgte, ist Annika Falkengren. Als Starbankerin gehört die 48-Jährige zu den bekanntesten Frauen, die es in den egalitären Gesellschaften Skandinaviens an die Spitze geschafft haben.
In Schweden und in Finnland beträgt der Frauenanteil in den Spitzenpositionen der grössten börsenkotierten Unternehmen jeweils 26 Prozent, wie eine EU-Statistik zeigt. In der Schweiz liegt der Frauenanteil an der Wirtschaftsspitze bei sieben Prozent und in Deutschland, wo die Frauenquote heftig diskutiert wird, bei 13 Prozent.
Falkengrens Mann blieb einige Zeit zu Hause
Was machte Annika Falkengren besser als viele andere Berufsfrauen? «Sie wusste, was sie werden wollte: CEO», schreibt die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (FAZ) in einem Porträt der vielleicht mächtigsten Bankerin Europas. Falkengren hatte als Trainee bei der SEB angefangen und sich emporgearbeitet. Selbst die Geburt ihrer Tochter war kein Hindernis auf dem Weg an die Spitze der ältesten Privatbank Schwedens, die der einflussreichen Wallenberg-Dynastie gehört.
Falkengren hatte nach der Geburt nur drei Monate ausgesetzt. Möglich war dies auch dank ihrem Mann, der Elternzeit nahm und beruflich zurücksteckte. «Es kann keine zwei CEOs in einer Familie geben. Sonst gibt es nämlich keine Familie mehr», sagt die Spitzenbankerin. Inzwischen gehe die Tochter in die Schule. Ihr Mann, ebenfalls ein SEB-Banker, arbeite wieder Vollzeit.
Spät Mutter geworden – ein Vorteil für Karriere
Falkengren wurde erst mit 43 Jahren Mutter. Dass sie erst spät ihr Kind bekommen habe, habe ihrer Karriere geholfen, erklärt die SEB-Chefin im Gespräch mit der «FAZ». Die Familiengründung sei ein Grund dafür, dass selbst in Schweden wenige Frauen Karriere machen. «Zwischen 30 und 40 machen Männer normalerweise Karrieresprünge», sagt Falkengren. «Das ist genau die Zeit, in der Frauen eine Auszeit nehmen.» Wie das Problem der Untervertretung von Frauen in Spitzenpositionen gelöst werden könne, wisse sie nicht.
Sie gibt aber zu verstehen, dass sie nicht sehr viel von gesetzlichen Quotenregelungen halte. Dabei nennt sie das Beispiel von Norwegen, wo vor ein paar Jahren Quoten für Verwaltungsräte eingeführt wurden. Man solle dafür sorgen, dass mehr Frauen CEOs würden. Dann käme es automatisch dazu, dass sie zur Aufsichtsrätin berufen würden.
«Es kommt selten vor, dass der Personalchef CEO wird»
Ehrgeizigen jungen Frauen gibt sie folgenden Ratschlag: «Sucht euch einen Job mit Verantwortung für Gewinne und Verluste.» Bei Frauen beliebte Jobs, zum Beispiel in den Personal- und Kommunikationsabteilungen, seien nicht geeignet, um ganz nach oben zu kommen. «Es kommt sehr selten vor, dass der Personalchef CEO wird», sagt die Frau, die ein Jahresgehalt von umgerechnet 1,97 Millionen Franken bezieht.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch