GC taumelt, Tami rätselt
0:3 in Lugano – GC zerfällt zum Abstiegskandidaten. Es fehlt an fast allem, besonders jedoch an Persönlichkeit.
Fleisch mit Pasta, verzehrt im Kabinentrakt mit seinem eigenartigen Gemisch aus Schweiss und Massageölen, wäre Numa Lavanchy in diesem Moment wohl vorgekommen wie ein Menü im Gourmettempel. Zumindest, wenn es ihn davor bewahrt hätte, über die Partie Auskunft geben zu müssen. Über ein 0:3 in Lugano, das viele Fragen aufwirft und aus GC endgültig einen Abstiegskandidaten macht.
Doch die Kalorienzufuhr muss warten bei Lavanchy, der Romand ist seit kurzem sogar GC-Captain und somit besonders nach Niederlagen gefragt. Wenige Meter sind es nur, von den Katakomben bis auf den Rasen, Lavanchy durchmisst sie aber so langsam, dass genügend Zeit bleibt, über die 90 Minuten nachzudenken. Den Kopf hält er tief gesenkt.
Ein einziger Pass reichte
Am Willen hatte es nicht gefehlt, an praktisch allem anderen schon. Am Selbstbewusstsein, an der Entschlossenheit, auch an der Fähigkeit, mit Widerständen umzugehen. Auf das 0:1 zu reagieren etwa, das auf einen Distanzschuss Sabbatinis fiel, der unglücklich von Bergström abgelenkt wurde. Oder durch adäquates Positionsspiel das 0:2 und das 0:3 zu vermeiden. Ein öffnender Pass reichte jeweils, um das Abwehrdispositiv auszuhebeln.
Pierluigi Tami monierte anschliessend die fehlende Balance zwischen Offensive und Defensive, und Lavanchy sagte: «Wir machten zu viele Fehler, und nach dem 0:2 war es sehr schwierig.» Unmöglich, hätte er auch sagen können angesichts der eigenen Harmlosigkeit. Tami dürfte das Experiment mit Tabakovic als einziger Spitze vorerst beenden. Munsy, die einzige echte Alternative, verdient eine Bewährungschance.
Brahimi – wenigstens Ansätze
Spielerunabhängig fordert Lavanchy ein Umdenken: «Jeder muss Verantwortung übernehmen.» Anders formuliert heisst das: Persönlichkeiten sind gefragt. Aber wer ist dazu in der Lage in diesem Team mit einem Durchschnittsalter von unter 23? Gefragt wäre ein «kleiner Källström», ein Spieler, der die meisten jener Qualitäten vereinigt, die seit dem französischen Abgang des Schweden so fehlen. Einer also, der den Rhythmus wechseln kann, grätscht, Standards schlägt, seine Teamkollegen anstachelt und dem Ref im Nacken sitzt.
Vom aktuellen Team hat sich noch keiner aufgedrängt. Einzig Brahimi zeigte Ansätze, die Fehlerquote war aber auch bei ihm zu hoch. Andersen enttäuschte, Sigurjonsson ebenfalls, und Caio gab nach seiner Einwechslung auch kein Bewerbungsschreiben für die Stammformation ab. Vom Captain kam nur wenig Support, Lavanchy sah bei zwei Toren schlecht aus und sagte selbstkritisch: «Ich muss viel mehr bringen als in den beiden letzten Spielen.» Wunderdinge verspricht er nicht, auch nicht neben dem Platz: «Ich lebe positives Denken vor und versuche, mit meinen Mitspielern viel zu reden. Aber jeder ist intelligent genug, um zu wissen, worum es geht.»
Cabanas, Frei und Huggel
Das Team steht nun unter Beobachtung, von Manuel Huber werden Transferkorrekturen verlangt. Perlen sind um diese Jahreszeit rar, es würde helfen, wenn Huber bei der Suche bereits auf den Support seines eigenen Nachfolgers zählen könnte. Zu seiner Entlastung wird ein Sportchef gesucht, Cabanas, Frei und Huggel gelten als Kandidaten.
Sion kommt am Sonntag, dann YB, und danach geht es nach Luzern. Nimmt man die beiden letzten Spiele zum Massstab, wäre jeder (Teil-)Erfolg eine Überraschung im Abstiegskampf. Lavanchy will diesen Begriff nicht gebrauchen: «Es tönt wie eine Floskel, aber wir dürfen nicht auf die Rangliste schauen und müssen Spiel für Spiel nehmen.» Dass der Captain zu Floskeln greift, mag ihm derzeit niemand verdenken.
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