Gehäutetes Gürteltier und geräucherter Affe
Dem Flughafenzoll geht täglich illegal importiertes Fleisch ins Netz. Immer wieder finden die Beamten auch Schockierendes, wie ganze Affen, Gürteltiere und Schlangen.

Die Wildsaison ist bald zu Ende. Das gilt aber nicht für die Angestellten am Zoll des Flughafens Zürich. Denn dort landen das ganze Jahr über Wildgerichte auf dem Tisch. Was die Zöllner in den Koffern und Kühltaschen der Reisenden entdecken, ist für Westeuropäer jedoch alles andere als appetitlich. Die Palette reicht von gehäuteten Gürteltieren über geräucherte Affen bis hin zu tranchierten Würgeschlangen.
In manchen Fällen sind die Tiere noch erkennbar, in anderen bereits verarbeitet und das Fleisch in Plastiksäcke verpackt. Dann können die Zöllner das Bushmeat – so der Fachbegriff – oft gar nicht mehr identifizieren. «Angeblich riecht man, ob es sich um Bushmeat handelt», sagt Peter Kaufmann, Leiter der Zollabteilung Reiseverkehr am Flughafen Zürich. «Doch unsere Leute haben verständlicherweise keine Lust, die Nase tief in die Säcke zu stecken.» Das Fleisch landet dann umgehend in einem Container und wird später verbrannt.
400 Kilogramm Fleisch und Fleischerzeugnisse hat der Zoll im Oktober konfisziert: mehrheitlich Wurstwaren und Trockenfleisch – Waren, die von ausserhalb der EU illegal in die Schweiz eingeführt werden sollten. Handelt es sich um Bushmeat, stammt es zumeist aus einem afrikanischen Staat.
Immer wieder entdecken die Zöllner auch ganze tote Tier in Koffern. In diesen Fällen werden sie dem Grenztierarzt am Flughafen Zürich übergeben. Die Herkunft der Tiere kann er meist nicht mehr bestimmen. Sei es, weil bei den gehäuteten Tieren die Fellzeichnung fehlt, oder weil bei den geräucherten Exemplaren keine DNA-Analyse mehr möglich ist. Schliesslich landen auch die toten Tiere in einer Verbrennungsanlage.
Billiger als Fleisch vom Vieh
In manchen afrikanischen Ländern ist Bushmeat alltäglich und dessen Verzehr ein Teil der Kultur. In ärmeren Regionen ist es für die Menschen oft das einzige erschwingliche Lebensmittel mit Eiweissgehalt. In ländlichen Regionen wie Botswana und Zimbabwe ist Wildfleisch laut Experten 30 bis 50 Prozent billiger als Fleisch von Tieren aus der Viehzucht. In Städten gilt Bushmeat dagegen unter der reichen Oberschicht als Delikatesse.
Die wachsende Bevölkerung und die steigende Nachfrage führen allerdings dazu, dass die wilden Tiere vom Aussterben bedroht sind. Dies zu verhindern und auf die Missstände aufmerksam zu machen, ist seit Jahren das Ziel des in Kenia lebenden Schweizers Karl Ammann. Er veröffentlicht Fotobände und dreht Filme, die zeigen, wie geschützte Tiere gewildert und verkauft werden. Er kritisiert öffentlich, dass das Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) zu wenig gegen den Handel mit Bushmeat unternehme.
Anders sieht dies Marcel Falk, Sprecher des Bundesamts für Veterinärwesen: «Wir gehen nicht davon aus, dass in der Schweiz mit Bushmeat gehandelt wird.» Eingeführt werde das Fleisch meistens von Reisenden oder Einwanderern aus dem afrikanischen Kontinent, die Bushmeat als Geschenk oder zu einer Familienfeier mitbringen würden. «In unserem Kulturkreis besteht jedenfalls keine Nachfrage», so der BVET-Sprecher. Ausserdem sei die Ware meist in einem derart schlechten Zustand, dass sie sich kaum weiterverkaufen lasse.
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