Gehört die Metallsammlung bald zum alten Eisen?
Die Separatsammlung von Metallen ist laut Experten wenig sinnvoll. In Zürich hält man trotzdem daran fest. Doch: Neue Verarbeitungsverfahren machen die Trennung möglicherweise bald überflüssig.
Das separate Sammeln von kleinen Metallabfällen im Haushalt gilt seit langem als ökologisch sinnvoll – es spare Ressourcen und liefere erst noch hochwertige Rohstoffe. Doch nun soll alles anders sein: Prof. Rainer Bunge, ein vehementer Kritiker der Metallsammlung, sagt:«Die Separatsammlung von Kleinmetallen aus dem Haushalt macht wenig Sinn, denn das Metall wird sowieso aus der Schlacke der Kehrichtverbrennungsanlage zurückgewonnen.» Bunge ist Leiter des Instituts für Umwelt- und Verfahrenstechnik an der Hochschule für Technik in Rapperswil, und sieht noch weitere Gründe, weshalb auf die separate Metallsammlung besser verzichtet werden sollte: Die Blechdose verschwindet dann direkt in den Zürisack und somit entfällt der Gang - oder schlimmer noch: die Fahrt - zum nächsten Sammelcontainer. Bei anderen Stoffen allerdings, beispielsweise Glas und Aluminium, ist die Seperatsammlung auch für Bunge weiterhin die richtige Lösung.
Bei der Stadt Zürich hält man von der Abkehr von der Metallsammlung hingegen nicht viel. Die Rückgewinnung von Metallen aus der Kehrichtschlacke sei keine Konkurrenz zur Separatsammlung, erklärt Brigitte Fischer, stellvertretende Sektionsleiterin Abfallwesen. «Viele Leute trennen den Abfall, um das Metall mit gutem Gewissen einer sinnvollen Verwertung zuzuführen.» Nicht einmal sinkende Sackgebühren könnten den Trenn-Eifer der Bevölkerung dämpfen. Die Separatsammlungen werden laut Fischer zudem kostendeckend betrieben und ermöglichten auch die direkte Rückgewinnung von Schwermetallen, welche bei einer Verbrennung aus der Abluft gefiltert werden müssten. Zu den Schwermetallen gehört beispielsweise Zinn, das an Weissblechdosen verwendet wird. Bloss: Die in der Separatsammlung gewonnene Menge an Zinn ist für den Kritiker Bunge angesichts der Schwermetallströme in den KVA vernachlässigbar klein. Die Rückgewinnung aus der Filterasche der KVA sei technisch möglich - auch ökonomisch wäre diese Lösung interessant, da die Filterasche heute in Deponien endgelagert wird. «Ein direkter Vergleich der Kosten beider Methoden ist leider nicht möglich, da Zahlen zu den Separatsammlungen nur spärlich publiziert werden», kritisiert Bunge.
Deutschland testet Abfallentsorgung ohne Trennung
Während sich in Zürich die Experten noch über Separatsammlungen streiten, testet die Stadt Kassel in Deutschland bereits ein neuartiges Abfallkonzept. Die beteiligten Haushalte müssen ihren Kehricht lediglich in «feucht» oder «trocken» trennen. Die weiterführende Trennung in einzelne Inhaltsstoffe erfolgt für den trockenen Anteil in einer modernen Sortieranlage, welche in der Lage ist, die verschiedenen Rohstoffe zu trennen. Der feuchte Teil wird zu Methangas vergoren und anschliessend mit den Resten der trockenen Tonne verbrannt. Die Vorteile des Projekts seien einerseits die zurückgewonnenen Rohstoffe, andererseits eine vereinfachte Getrenntsammlung für die Bürger, heisst es bei der Stadtreinigung Kassel. Der Versuch ist für rund 2200 Haushalte angelegt und auf ein Jahr beschränkt.
Bunge wie auch Fischer verfolgen das Versuchsprojekt in Kassel. «Zeigt sich, dass das Kasseler System funktioniert, könnte eine Einführung in Zürich geprüft werden», sagt Fischer. Für Bunge ist hingegen klar: «Kassel macht einen mutigen Schritt in die richtige Richtung.»
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch