Geld macht glücklich? Klar doch!
Wer sich eine Putzfrau oder einen Gärtner leisten kann, erkauft sich freie Zeit.

Geld macht nicht glücklich, lautet eine Lebensweisheit. Stimmt so nicht ganz, haben Forscher nun herausgefunden. Eine internationale Studie zeigt, dass Finanzen durchaus zur Zufriedenheit beitragen können, wenn man sie denn richtig einsetzt. Ausgeben soll man sein Geld nicht für Materielles, sondern für Dienste, die einem mehr Freizeit ermöglichen, also beispielsweise Putzpersonal, Babysitter, Pizzakurier oder Gärtner.
Zeit, so schreiben die Autoren der Studie, sei zu einem raren Gut geworden, weshalb sich eine Mehrheit der Menschen gestresst fühle. Das führe zu Ängsten, Verstimmungen und Schlafproblemen, was sich negativ auf die Gesundheit auswirkt. Viele seien regelrecht ausgehungert danach, wieder einmal einfach Zeit zu haben, ohne festen Plan oder Termine.
Trotzdem würden auch Menschen mit genügend finanziellem Polster nur einen Bruchteil ihres Geldes für Dienste einsetzen, die Freiraum verschaffen. Ein grosser Fehler, sind die Autoren der Studie «Buying Time Promotes Happiness» der amerikanischen Harvard Business School, der kanadischen University of British Columbia und der holländischen Maastricht-Universität überzeugt.
Shopping allein macht nicht zufrieden
In einem ersten Teil der Studie befragten die Forscher 6000 Menschen in den USA, Kanada, Dänemark und den Niederlanden über ihre Gewohnheiten beim Geldausgeben. Dabei zeigte sich, dass weniger als ein Drittel der Menschen, egal welcher Einkommensstufe, Finanzen für Hilfsdienste budgetierte. Dass aber diese kleine Gruppe, die bereit war, für Putzfrauen oder Lieferdienste Geld springen zu lassen, über grössere Zufriedenheit in ihrem Leben berichtete.
Anschliessend starteten die Forscher ein zweiwöchiges Experiment, daran nahmen 60 Angestellte aus Vancouver teil. An einem ersten Wochenende bekamen die Teilnehmer 40 Franken, die sie so ausgeben sollten, dass sie Zeit in ihrem Alltag einsparen konnten. Sie liessen sich beispielsweise das Mittagessen liefern oder die Wohnung putzen, was in Vancouver, anders als in der Schweiz, mit diesem Budget möglich ist. Am Wochenende darauf bekamen die Teilnehmer wiederum 40 Franken. Dieses Mal sollten sie sich irgendetwas für das Geld leisten. Sie entschieden sich für Dinge wie Wein, Kleider oder Bücher.
In der Befragung jeweils am Ende eines Testtags waren die Teilnehmer, die sich Zeit geleistet hatten, durchwegs besserer Stimmung und weniger gestresst als jene, die sich etwas Materielles gekauft hatten.
«Es ist bekannt, dass es die Stimmung kaum verändert, wenn man sich neue Dinge anschafft», sagt der Psychologe Fabian Gander, der am Psychologischen Institut der Universität Zürich zu ähnlichen Fragen forscht. Interessant wäre zu wissen, so Gander, welche Aktivitäten in der neu gewonnenen Freizeit die Stimmung noch zusätzlich heben könnten. «Vermutlich sind die positiven Auswirkungen am höchsten, wenn man beispielsweise Sport treibt, also die eigenen Fähigkeiten fördert oder wenn man Freunde trifft.» Sitze man nur vor dem Fernseher, würde das die Zufriedenheit vermutlich weniger steigern.
Millionäre haben Angst, als faul zu gelten
Am Psychologischen Institut der Universität Zürich läuft ein ähnliches Forschungsprojekt, das sich Positive Interventions oder Staerkentraining.ch nennt. Das Team um den Psychologieprofessor Willibald Ruch hat dabei ein Onlinetraining entwickelt, bei dem Teilnehmer mit einfachen Massnahmen im Alltag ihre Stimmung verbessern sollen. «Beispielsweise führt das tägliche Notieren der drei besten Dinge, die an einem Tag passiert sind, zu einem längerfristigen Anstieg des Wohlbefindens», sagt Gander.
Eine andere Übung des Programms heisst «Zeit schenken». Dabei sollen die Teilnehmer ihre Zeit dafür einsetzen, Menschen zu kontaktieren, die sie sonst in ihrem hektischen Alltag nicht kontaktiert hätten. Auch das habe das Wohlbefinden gesteigert.
Die Autoren der Studie «Buying Time Promotes Happiness» vermuten, dass einer der Gründe, warum Menschen wenig Geld für Hilfsdienste ausgeben, falsch verstandene Hemmungen seien. Die Befragten, sogar Millionäre, fürchteten, als faul zu gelten, wenn sie Putzdienste oder Ähnliches engagierten. Dieses falsche Urteil sollte man zum eigenen Vorteil fallen lassen, schreiben die Autoren.
Noch eine andere Art, sich ein bisschen Zufriedenheit zu kaufen, hatte Co-Autorin Elisabeth Dunn in einer früheren Studie erforscht. Es zeigte sich, dass sich Menschen glücklicher fühlten, die ihr Geld für andere ausgegeben hatten, als Menschen, die Dinge für sich selbst gekauft hatten. Also: Frustshoppen ist okay, aber dabei immer nur Geschenke kaufen.
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