Sirenentest am Mittwoch | Тест сирени в середуAb 13.30 Uhr heulen die Sirenen | З 13:30 звучатимуть сирени
Weil der Sirenentest angesichts des Krieges Ängste auslösen könnte, informieren die Behörden auch auf Ukrainisch.

Am ersten Mittwochnachmittag im Februar heult ein lautes Alarmsignal durch das Land. Wie jedes Jahr werden im Februar in der ganzen Schweiz die Sirenen getestet. Doch was für viele zur jährlichen Routine gehört, kann gerade bei Geflüchteten böse Erinnerungen wachrufen.
In einer Medienmitteilung warnt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz, angesichts des Krieges in der Ukraine bestehe dieses Jahr ein «erhöhtes Risiko», dass der Sirenentest «Verunsicherungen und Ängste» auslöse. Das Amt appelliert an die Behörden, den Test deshalb im Vorfeld «breit und intensiv» anzukündigen, und stellt auch eine Mitteilung auf Ukrainisch zur Verfügung.
Was das mit einem Menschen macht, wenn im Ernstfall plötzlich ein Alarmsignal ertönt, weiss Julia Peters. Die ukrainische Aktivistin und Präsidentin des Vereins «Good Friends for Ukraine» hat im Oktober ihre Familie in Odessa besucht. Dort sei die Sirene für viele zum Alltag geworden. «Die Leute haben sich daran gewöhnt, dass die Sirene losgeht, weil danach über dem Schwarzen Meer eine Drohne abgeschossen wird. Sie gehen ganz normal weiter und verstecken sich nicht.»
Anders sei die Situation für Personen aus Gebieten, die direkt vom Krieg betroffen seien. «Menschen, die nach einer Sirene ihr Zuhause oder sogar Familienangehörige verloren haben, reagieren natürlich viel empfindlicher.» Peters glaubt deshalb, dass es auch in der Schweiz verschiedene Gruppen von Geflüchteten gebe: jene, für die das Heulen einer Sirene traumatisch sein kann, und jene, die die Sirenen wenig kümmern.
Die Information zu den Tests erhielten die Geflüchteten in erster Linie aus der eigenen Community über die sozialen Medien, sagt Peters. «Es gibt auf Facebook und Telegram verschiedene Gruppen, in denen die Administratoren die Information bereits geteilt und darauf aufmerksam gemacht haben, dass man keine Angst zu haben braucht.» Seitens der Gemeinden falle die Kommunikation ihrer Einschätzung nach eher spärlich aus.
Sorge um «Angst und Beklemmung»
Ein Hinweis auf die Sirenentests – sowohl auf Deutsch als auch auf Ukrainisch – findet sich auf der Website der Gemeinde Dachsen. Gemeindeschreiberin Melanie Eisenring schreibt auf Anfrage, der Gemeinde sei es ein «grosses Anliegen», dass die ukrainische Bevölkerung in Dachsen den Sirenentest als solchen wahrnehme und «keine Angstzustände» erleben müsse. Die Gemeinde habe deshalb die Ortsverantwortliche für das Asylwesen zudem darum gebeten, die Ukrainerinnen und Ukrainer mündlich oder schriftlich zum Beispiel per Whatsapp über den Test aufzuklären. Ausserdem würden Plakate aufgehängt.

Auch in Turbenthal prangt der Verweis auf die Sirenen auf Ukrainisch auf der Website. Da der Probealarm bei der ukrainischen Bevölkerung «Angst und Beklemmung» auslösen könne, halte er es für wichtig, die Bevölkerung zu informieren, schreibt Gemeindeschreiber Jürg Schenkel auf Anfrage. «Unsere Flüchtlingsbetreuerin wird die Ukrainerinnen und Ukrainer auch noch persönlich auf den Sirenentest hinweisen.» Auch in Seuzach und Illnau-Effretikon wird auf der Website auf Deutsch und Ukrainisch informiert. Zusätzlich werden in Seuzach Flyer auf Ukrainisch verteilt, in Illnau-Effretikon werden die Geflüchteten voraussichtlich bei einem wöchentlichen Treffen nochmals auf die Tests aufmerksam gemacht.
Die Stadt Winterthur hat einen Informationsflyer erstellt, der auch auf Englisch und Ukrainisch übersetzt wurde, wie Nicole Mettler-Pfister, Kommunikationsverantwortliche des Departements für Sicherheit und Umwelt, auf Anfrage schreibt. Der Flyer ist auf der städtischen Website «Krieg in der Ukraine» aufgeschaltet und wurde an die Winterthurer Beherbergungsbetriebe verteilt.
Das Zeichen «Allgemeiner Alarm» wird in der ganzen Schweiz um 13.30 Uhr ausgelöst. Dabei handelt es sich um einen regelmässig auf- und absteigenden Heulton von einer Minute Dauer. Die Sirenenkontrolle darf bis 14 Uhr weitergeführt werden. Ab 14 Uhr bis spätestens 16.30 Uhr wird im gefährdeten Gebiet unterhalb der Stauanlagen das Zeichen «Wasseralarm» ausgelöst.
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