Genf: Protestpartei mit guten Chancen
Die grosse Unbekannte bei den eidgenössischen Wahlen in Genf ist die Protestpartei MCG: Sie könnte einen ersten Sitz auf Kosten der SVP oder FDP gewinnen. Im Ständerat dürften sich die Bisherigen halten können.

Die rechtspopulistische Partei «Mouvement citoyen genevois» (MCG) hatte 2007 den Einzug ins Bundesparlament noch verpasst. Doch in den letzten vier Jahren etablierte sich das MCG als ernstzunehmende Grösse im Kanton: Bei den kantonalen Wahlen avancierte sie zusammen mit den Grünen zur zweitstärksten Kraft im Parlament. Nachlegen konnte die Partei, die nach eigenen Angaben «weder links noch rechts» politisiert, bei den Kommunalwahlen im Frühling: Mit 11 Sitzen zog sie ins Stadtgenfer Parlament ein und in weiteren 16 Gemeinden ist sie im Parlament vertreten. Am 23. Oktober könnte sie deshalb einen der 11 Nationalratssitze für sich erobern - und zwar auf Kosten der SVP oder der FDP. Die Linke hingegen muss kaum einen Sitzverlust befürchten.
Freisinn unter Druck
Der Erfolg des MCG könnte auf Kosten der FDP gehen, die aktuell drei Sitze im Nationalrat hat und trotz Fusion mit den Liberalen nicht an Dynamik gewinnen konnte. Erschwerend kommt für die FDP hinzu, dass mit der abtretenden Martine Brunschwig Graf ein Schwergewicht die Politbühne in Bern verlässt. Sie zu ersetzen, dürfte schwierig werden. Zudem gilt Hugues Hiltpold (bisher) als blass - im Gegensatz zu Ex- Bundesratskandidat Christian Lüscher, der sich in Bern profilieren konnte.
Während die FDP mit der CVP und der GLP eine Listenverbindung eingegangen ist und damit die bürgerlichen Kräfte bündeln konnte, muss die SVP alleine antreten. Denn die «Blocherpartei» stösst auf wenig Gegenliebe in Genf. Damit riskiert sie einen ihrer beiden Sitze im Nationalrat zu verlieren, die aktuell von Yves Nidegger und André Reymond besetzt sind. Die SVP hat jedoch gegenüber dem MCG den Vorteil, dass sie in eine nationale Partei eingebunden ist. Dem MCG hingegen ist es nicht gelungen, sich als Westschweizer Kraft zu etablieren - es bleibt eine Genfer Eigenheit.
Linke gibt sich gelassen
Die Linke ihrerseits kann dem Wahlsonntag gelassener entgegen schauen. Bei den Grünen treten die beiden Bisherigen, Fraktionschef Antonio Hodgers und Parteipräsident Ueli Leuenberger wieder an. Beide sitzen fest im Sattel. Zwar muss die SP eines ihrer drei Nationalratsmandate verteidigen, da Jean-Claude Rielle nicht mehr kandidiert. Mit dem ehemaligen Genfer Bürgermeister Manuel Tornare schickt sie jedoch einen gestandenen Politiker ins Rennen.
Kaum Chancen auf einen Sitz haben die beiden Linksaussen-Parteien POP und SolidaritéS. Ihnen dürfte es trotz Listenverbindung mit der SP und den Grünen kaum gelingen, einen Sitz zu gewinnen. Sie präsentieren sich mit ihren zahlreichen Listen und Heerscharen von Kandidaten viel zu zerstückelt.
Ständerat: Linkes Duo dürfte sich durchsetzen
Die beiden Genfer Ständeratssitze sind mit Liliane Maury Pasquier (SP) und Ex-Regierungsrat Robert Cramer (Grüne) in linker Hand. Auf einer gemeinsamen Liste treten die beiden zur Wiederwahl an.
Geht es nach den Bürgerlichen, soll nun Schluss sein damit: FDP, CVP und die GLP treten gemeinsam mit dem Zweierticket Christian Lüscher (FDP) und Luc Barthassat (CVP) an. Das bürgerliche Duo wird zudem von der SVP unterstützt.
SDA
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