Gentech ohne Freisetzungsversuche
Neuste Gentechmethoden sind so gut, dass sich veränderte Pflanzen nicht von herkömmlichen unterscheiden. Der Bund und die EU überprüfen nun ihre Gesetze. Die Biobranche ist in Aufruhr.

Die Nerven liegen blank in der Biobranche. Anders lassen sich die harschen Reaktionen auf die Aussagen von Urs Niggli nicht erklären. Er ist einer der Wegbereiter der ökologischen Landwirtschaft und Direktor des angesehenen Forschungsinstituts für biologischen Landbau (Fibl), doch seit seinem Interview mit der deutschen «Tageszeitung» (taz) gilt er bei vielen als Nestbeschmutzer. Der Grund: Neuste Gentechnik ist für Niggli nicht des Teufels, sondern birgt im Gegenteil Chancen für die Biolandwirtschaft, etwa mit Resistenzen gegen Pilzerkrankungen. «Es wäre unschön, wenn der konventionelle Bauer eine Kartoffelsorte hätte, die ohne Pestizide auskommt – und der Biobauer eine Kartoffelsorte, die er mit Kupfer spritzen muss», sagte der Agronom im Interview. Er schlägt vor, dass für kleinste, risikoarme Genänderungen mit den neuen Methoden weniger strenge Anforderungen gelten sollen als bei herkömmlichen Gentechpflanzen.