Georgiens Ex-Präsident aus Polizeiauto befreit
Oppositionspolitiker Michail Saakaschwili wurde in Kiew festgenommen. Inmitten heftiger Proteste kann er mithilfe seiner Anhänger entkommen.
Wenige Stunden nach seiner Festnahme in Kiew ist der georgische Ex-Präsident und ukrainische Oppositionelle Michail Saakaschwili aus einem Gefangenentransporter befreit worden. Hunderte seiner Anhänger hatten zuvor die Strasse blockiert.
Sie zerstachen die Reifen des Busses, in welchem Saakaschwili war, und warfen die Windschutzscheibe ein. Nach rund drei Stunden zogen die Demonstranten den 49-Jährigen aus dem Fahrzeug heraus.
Dieser rief den Demonstranten auf den Strassen und Plätzen zu, den Prozess der «Befreiung von Präsident Petro Poroschenko und seiner Bande zu beginnen». Dies berichteten örtlichen Medien. An einer Hand hatte der prowestliche Politiker noch eine Handschelle hängen.
Fünf Jahre Gefängnis drohen
Saakaschwili war Stunden zuvor wegen «Beihilfe für eine kriminelle Vereinigung» festgenommen worden. Dies bestätigte der Geheimdienst SBU. Saakaschwili drohen in der Ukraine bis zu fünf Jahre Gefängnis.
Zunächst war der Politiker am Dienstagmorgen nach einer Hausdurchsuchung auf das Dach seines Wohnhauses geflohen. Dort drohte er nach Medienberichten damit, sich umzubringen. Die Ermittler zerrten Saakaschwili vom Dach und brachten ihn in den Gefangenenbus.
Saakaschwili ist zurzeit staatenlos. Ihm wurde im Juli während eines USA-Aufenthalts die vor zwei Jahren verliehene ukrainische Staatsbürgerschaft entzogen, nachdem er sich mit dem Staatschef überworfen hatte. Kurz darauf kehrte er jedoch in einer spektakulären Aktion in die Ukraine zurück.
2015 hatte er bereits die Staatsangehörigkeit seines Heimatlandes verloren, weil er den ukrainischen Pass angenommen hatte. Saakaschwili droht nun auch die Abschiebung nach Tiflis. Georgien hat wegen Ermittlungen zu Korruption und Amtsmissbrauch um eine Auslieferung gebeten.
Kampf gegen Korruption
Saakaschwili war fast ein ganzes Jahrzehnt lang Präsident Georgiens gewesen. 2013 verliess es das Land. In seiner neuen Heimat Ukraine setzte er sich für den Kampf gegen Korruption ein und gilt als der derzeit wohl populärste Oppositionspolitiker, der eine Gefahr für Poroschenko darstellen könnte.
Der hatte Saakaschwili einst zum Gouverneur der Provinz Odessa gemacht, ehe die beiden miteinander brachen. Poroschenko entzog Saakaschwili im Juli die ukrainische Staatsbürgerschaft. Trotzdem hatte sich Saakaschwili im November den Weg von Polen in die Ukraine gebahnt.
sda/dapd
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