Geplätteter Agent, verkohlter Agent
Skurrile Verkleidungen und jede Menge Chaos – nach sechs Jahren Abwesenheit liegt die Comicreihe «Clever und Smart» wieder auf Deutsch auf. Sie ist besser als je zuvor.
Bombe, Ferkel, chinesisches Zeichen, Gewitterwolke und ein Kringel füllen die Sprechblase. Ja, Mr. L flucht lautstark – eine gewaltige Beule ziert seinen Kopf. Jemand hat die Treppe im geheimen Eingang zum TIA entwendet, dem Trans-Internationalen Agentenring. Oberspion Mr. L ist daraufhin abgestürzt. Seinen Top-Agenten Fred Clever und Jeff Smart geschieht wenig später dasselbe Unglück, Sternchen kreisen um ihre schmerzenden Schädel. «Clever und Smart» sind zurück! Die Welt kann aufatmen. Oder auch nicht.
2012 stellte der Condor-Verlag den Vertrieb der deutschen Übersetzungen ein – nach vierzig Jahren und weit über hundert Bänden. Nun hat Carlsen mit «Keine Angst, wir retten die Welt», «Wir bringen Nachschub für den Knast» und «Die Asphalt-Safari» die ersten drei Neuauflagen des Kult-Comics veröffentlicht.
Chaos ist garantiert
Erfunden hatte «Clever und Smart» der spanische Bankangestellte Francisco Ibáñez. Seine «Mortadelo y Filemón» ermittelten ab 1958 zunächst als Privatdetektive und dann ab 1969 als Geheimagenten. Bis zu zwölf Bände zeichnete Ibáñez anfänglich pro Jahr. Heute schafft der bald 82-Jährige immer noch zwei Nummern.
Im deutschsprachigen Raum fanden die Abenteuer der beiden TIA-Agenten Fred Clever und Jeff Smart ab 1972 schnell Anhänger. Die Comics wurden in den folgenden Jahren millionenfach verkauft. Ein Erfolg, der zunächst auf Ibáñez' einfache wie bestechende Formel zurückzuführen ist: Die Agenten Jeff und Fred ziehen los, um ein Geheimmittel vor einer fremden Macht zurückzustehlen oder eine neue Waffe zu testen. Am Schluss reüssieren sie, jedoch nicht, ohne ordentlich Chaos angerichtet zu haben.
Slapstick und Surrealismus
Die schnell getakteten Abenteuer machten Spass. Sie allein waren aber selten der Grund, weshalb man als (meist) vorpubertäres Kind an den Kiosk rannte und für hierzulande vier Franken irgendwas ein neues «Clever und Smart» kaufte. Viel mehr begeisterte das, was abseits der Haupthandlung geschah. Erstens, der Slapstick: Jeff wird geplättet, angekokelt, in Scheiben geschnitten. Zweitens, die Wimmelbilder: Mäuse spielen Poker, am Strassenrand steht ein skurriles Verbotsschild, in einem der New Yorker Twin Tower steckt ein Flugzeug («El 35 Aniversario», 1993), irgendwo liegt immer eine Aubergine. Drittens, der Surrealismus: Wasserhähne spriessen aus Helikoptern, Fred verkleidet sich als Strauss/Höhlenmensch/Wurm, Riesenspritzen haben geringelte Nadeln, Tinktürchen verwandeln Insekten zu Monsterkäfern. Die Liste ist endlos.
Die ersten drei Comics, die Carlsen nun neu auflegt, stammten im Original aus den Jahren 1969 und 1970. Die Frage stellt sich also: Funktioniert das heute noch? Nun, es tut! Nicht zuletzt, weil Carlsen Comics die Texte teils modernisiert hat. Weg sind die platten Witze früherer Übersetzungen, die oft wenig mit Ibáñez' Original zu tun hatten. Weg sind Gott sei Dank auch die Kalauer-Titel («Hier bleibt nichts heil – echt rollergeil!», «Jungs, bleibt locker – hier kommt der Schocker!»), mit denen sich Condor in den 70ern und 80ern offenbar an einer vermeintlichen Jugendsprache versuchte. Übrig bleiben die skurrilen und erstaunlich zeitlosen Geschichten. Noch deutlicher sticht nun auch die Essenz von «Clever und Smart» hervor: zwei Dödel-Agenten, viel Chaos und Scherben in der Nase. Das ist einfach vergnüglich. Nicht zuletzt wegen all der Beulen. Der vielen, vielen Beulen.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch