Film-Highlights der WocheGérard Depardieu spielt in «Robuste» einen Star mit Macken
Dazu startet der neue Pixar-Film auf Disney+, und eine Krimiserie zeigt Samuel L. Jackson als Ermittler mit Altersdemenz.

Robuste
Drama von Constance Meyer, F 2021, 95 Min.
Der Titel trifft: Gérard Depardieu ist ziemlich robust, auch in diesem Film. Gleich zu Beginn fällt er mit seinem Motorrad auf die Schnauze, aber das scheint ihm wenig auszumachen, er steht auf, als ob nichts geschehen wäre. In «Robuste» spielt Depardieu, wie so oft in letzter Zeit, eine Version seiner selbst: einen berühmten Filmstar, mit all seinen Macken. Er wohnt allein in einer grossen Villa, betreut von einem Leibwächter, der auch sein Kindermädchen ist und sein Vertrauter. Aber dieser Betreuer muss für ein paar Wochen verreisen, deshalb kommt eine Stellvertreterin ins Spiel.
Aïssa, gespielt von der umwerfenden Déborah Lukumuena («Divines»), ist ebenfalls äusserst robust. Als erfolgreiche junge Kampfsportlehrerin haut sie nichts so schnell um. Und so geschieht, was geschehen muss: Die beiden Aussenseiter, die so wenig gemeinsam haben ausser ihren riesigen Körpern, beginnen sich zu verstehen. Und aufeinander zu hören.
«Robuste» ist ein nuancenreicher Film, inszeniert von der Französin Constance Meyer, die auch als Fotografin arbeitete. Sie hat ein Auge für Bilder, die mehr erzählen als Worte. Und ein Ohr für Dialoge, in denen langes Schweigen inbegriffen ist. Erst so ist es möglich, dass die beiden mehr von sich preisgeben, als auf den ersten Blick zu erwarten ist. Und der feine Film bis zu ihrem Kern vordringt. (ml)
Ab Do 10.3. im Kino
Turning Red
Animationsfilm von Domee Shi, USA 2022, 100 min.
Seit fast 30 Jahren gilt Pixar als Massstab für Animationsfilme. Weniger vorbildlich war das kalifornische Studio allerdings punkto Diversity. Immerhin: Vor zwei Jahren trat in «Soul» erstmals eine schwarze Hauptfigur auf, «Turning Red» ist nun der erste Film, der vollständig von einer – chinesischstämmigen – Regisseurin gedreht wurde.
Bei Domee Shi gehts um Tradition vs. Selbstbestimmung, wenn sie von der 13-jährigen Mei Lee erzählt, die ihren Lebensweg zwischen einer überfürsorglichen Mutter und ihren Teenie-Freundinnen finden muss. Kompliziert wird das allerdings, weil Mei aufgrund eines alten Familienfluchs jeweils zum übergrossen Roten Panda mutiert, wenn ihr Gefühlshaushalt durcheinandergerät.
«Turning Red» wirkt auf Anhieb etwas süsslich, doch die Mär von der Bestie in uns allen hat durchaus Symbolkraft und verfügt zudem über einen mitreissenden Drive, wenn die Mädchen alles dafür geben, um sich mittels Panda-Unterstützung teure Konzerttickets der fiktiven Boyband 4*Town zu sichern. Die Songs dieser Band stammen übrigens von Billie Eilish und ihrem Bruder Finneas O’Connell, Letzterer ist auch als Sänger zu hören. (zas)
Auf Disney+
The Last Days of Ptolemy Grey
Krimiserie von Walter Mosley, USA 2022, 6 Folgen
Walter Mosley («Devil in a Blue Dress») gehört zu den erfolgreichsten Krimiautoren der USA, er selbst hat jetzt seinen Roman «The Last Days of Ptolemy Grey» zu einer Miniserie umgearbeitet, mit Samuel L. Jackson in der Titelrolle.
Ptolemy ist über neunzig und leidet an Altersdemenz. Sein Arzt überweist ihn an einen Spezialisten, der ihm ein experimentelles Medikament spritzt. Plötzlich ist der alte Mann wieder im Vollbesitz seiner geistigen Fähigkeiten. Aber nur vorübergehend. Die Zeit, die ihm bleibt, nutzt Ptolemy, um einen Mord aufzuklären; Hilfe erhält er dabei von der jungen Robyn (Dominique Fishback). Etwas abwegig ist die Story um das Wundermittel schon, aber Jackson und Fishback geben ein Team ab, dem man gerne zuschaut. (ggs)
Auf Apple TV+
The Black Panthers: Vanguard of the Revolution
Dokumentarfilm von Stanley Nelson Jr., USA 2015, 115 Min.
Die Black Panther Party, gegründet 1966, aktiv bis 1982, setzte sich für die Rechte von Schwarzen ein und wurde von den US-Behörden heftig bekämpft. Überlebende Mitglieder und einstige FBI-Agenten kommen in dieser Doku zu Wort, die die Geschichte der Organisation nachzeichnet und neu gefundenes Archivmaterial zeigt. An die Vorführung im Houdini schliesst eine Diskussion mit Expertinnen an. (ggs)
So 13.3., 15.50 Uhr, Houdini
The Lighthouse
Horror von Robert Eggers, USA/CDN 2019, 109 Min.
In der Reihe Cinépassion wird jeweils ein Film analysiert, dieses mal von der Psychoanalytikerin Bianca Gueye. «The Lighthouse» bietet viel Material: Ende des 18. Jahrhunderts tritt ein Mann (Robert Pattinson) eine Stelle als Leuchtturmwärter auf einer abgeschiedenen Insel an. Sein Vorgesetzter ist ein alter Mistkerl (Willem Dafoe), der ihn nach Kräften schikaniert. Als die Ablösung ausbleibt und beide auf der Insel festsitzen, häufen sich seltsame Geschehnisse. (ggs)
Sa 12.3., 10.30 Uhr, Arthouse Piccadilly
Als Susan Sontag im Publikum sass
Dokumentarfilm von Rolf Peter Kahl, D 2021, 86 Min.
Im Essaybuch «The Prisoner of Sex» beschäftigte sich Norman Mailer 1971 mit der Frauenbewegung; nach heftiger Kritik stellte er sich in einer Podiumsdiskussion den Feministinnen Jill Johnston, Diana Trilling, Jacqueline Ceballos und Germaine Greer. Im Publikum sass auch Susan Sontag. Der Anlass lief zunehmend aus dem Ruder, eine Berliner Theaterkompanie hat das Geschehene für die Bühne adaptiert und abgefilmt. Die Frage hinter dem Projekt: Was hat sich bezüglich Gleichberechtigung getan? (ggs)
Do 10.3., 20 Uhr, Rote Fabrik
Fehler gefunden?Jetzt melden.