Germania-Krise trifft auch die Schweiz
Die deutsche Airline braucht Geld. Ein Verkauf der Gruppe, zu der auch eine Schweizer Linie gehört, steht zur Debatte.

Seit dem Ende von Air Berlin im Oktober 2017 kann Germania sich als zweitgrösste Fluggesellschaft Deutschlands bezeichnen. Und nun kämpft die Nummer zwei mit ähnlichen Problemen, die ihre Konkurrentin einst in die Knie zwangen. Germania hat akute Finanzprobleme.
In einer Medienmitteilung am Dienstagabend schrieb Germania, man prüfe «aktuell mehrere Optionen einer Finanzierung, um den kurzfristigen Liquiditätsbedarf zu sichern». Es gehe dabei «um die zentrale Frage, wie wir als mittelständisches Unternehmen auch weiterhin in einem Marktumfeld schlagkräftig bleiben, das von Fluggesellschaften mit konzernähnlichen Strukturen geprägt ist».
Übersetzt heisst das: Nach der Insolvenz von Air Berlin gewannen Grosskonzerne wie die Swiss-Mutter Lufthansa Group oder die British-Airways-Mutter IAG sowie die Billigairlines Ryanair und Easyjet deutlich an Marktmacht und setzen kleinere Konkurrenten wie Germania stark unter Druck.
Verkauf wird geprüft
Wie das Fachportal «Aerotelegraph» berichtet, kontaktierte das Unternehmen im Dezember daher mehrere potenzielle Investoren. Bis Ende Dezember wollte Germania 20 Millionen Euro, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Doch die Suche blieb erfolglos. Wie Germania das Problem kurzfristig noch gelöst hat, ist unklar.
Das Unternehmen gehört über eine Beteiligungsgesellschaft dem Anwalt Karsten Balke, der auch als Geschäftsführer agiert. Ob Germania dem Druck lange standhalten kann, ist fraglich. Zu den vom Unternehmen geprüften Optionen gehört laut dem Medienbericht auch ein Verkauf der Gruppe.
Zu dieser gehört die deutschen Airline, eine Chartertochter in Bulgarien sowie die Schweizer Germania Flug AG. Die Firma mit Sitz in Glattbrugg wurde 2014 gegründet und beschäftigt etwa 120 Mitarbeiter. Germania Flug gehört zu 40 Prozent dem deutschen Unternehmen, den Rest der Anteile halten Privatinvestoren.
Ticketverkauf eingestellt
Die Airline betreibt zwei Mittelstreckenflieger vom Typ Airbus A319 sowie einen Airbus A321. Ab Zürich fliegen die Maschinen Ferienziele am Mittelmeer sowie die Balkanregion an.
Für die Aufsicht der Schweizer Germania Flug ist das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) zuständig. Man schaue «ganz genau hin» und stehe mit den Airlines in Kontakt, so ein Sprecher. Mehr könne das Bazl zur Situation nicht sagen. Anderswo zog man bereits Konsequenzen.
Wie die «Handelszeitung» berichtet, hat der Schweizer Reiseveranstalter Hotelplan den Verkauf von Tickets der Airline gestoppt. Sowohl die deutsche Germania als auch die Schweizer Schwester betonen, dass der Betrieb normal aufrechterhalten werde und alle Flüge wie geplant stattfänden.
Immer die gleichen Gründe
Das Unternehmen betont aber auch, dass das Jahr 2018 sehr herausfordernd gewesen sei. Als Gründe für die akute Finanznot nennt das Unternehmen «massive Kerosinpreissteigerungen über den Sommer des vergangenen Jahres bei gleichzeitiger Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar, erhebliche Verzögerungen bei der Einflottung von Fluggerät sowie eine aussergewöhnlich hohe Anzahl technischer Serviceleistungen an unserer Flotte».
Das weckt beunruhigende Erinnerungen. Denn im vergangenen Jahr gingen unter anderem die Langstrecken-Billigairline Primera Air, die Charter- und Ferienairline Small Planet und die belgische Regionalairline VLM bankrott. Mit der Berner Skywork scheiterte im September auch eine Schweizer Airline.
Alle erklärten ihre Pleite mit ähnlichen Gründen, die Germania nun für den erhöhten Finanzbedarf nennt.
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