Geschworene distanzieren sich von B37
Im Fall Trayvon Martin äussern sich vier Geschworene. Offenbar brachten sie ihr moralisches Urteil nicht mit Floridas Notwehrrecht in Einklang. Dieses wird nun auch vom US-Justizminister infrage gestellt.
Vier Geschworene im Prozess um George Zimmerman haben sich von einer anderen Geschworenen distanziert, die sich öffentlich zum Fall äusserte. Die als B37 bezeichnete Geschworene hatte dem Nachrichtensender CNN gesagt, Zimmerman hätte keine andere Wahl gehabt, als zu schiessen, da er um sein Leben habe fürchten müssen. Das Ganze habe sich «ziemlich genau» so abgespielt, wie es Zimmerman dargestellt habe. Andere Geschworene hätten Zimmerman aber unbedingt eine Schuld nachweisen wollen.
Die vier der insgesamt sechs Geschworenen erklärten nun, was B37 gesagt habe, sei deren persönliche Meinung und nicht repräsentativ für die ganze Jury. Die vier schreiben: «Trayvon Martins Tod lastete schwer auf unseren Herzen.»
Wie früher bekannt wurde, hatten drei Geschworene sich ursprünglich dafür ausgesprochen, Zimmerman schuldig zu sprechen. Die Stellungnahme deutet nun ebenfalls darauf hin, dass ein Teil der Geschworenen sehr wohl eine Schuld im Verhalten Zimmermans erkannte, dies aber nicht mit dem Gesetz in Einklang brachte: «Wir haben am Ende aber getan, was das Gesetz von uns verlangte.»
Justizminister will Notwehrrecht prüfen
In der Tat geht das Recht auf Notwehr in Florida weiter als in anderen US-Bundesstaaten und in anderen Ländern. In Florida gilt der Grundsatz «Stand your Ground» (wörtlich übersetzt in etwa: Verteidige deinen Boden). Demnach kann jeder, der befürchtet, Opfer eines Gewaltverbrechens zu werden, tödliche Gewalt zur Selbstverteidigung anwenden.
Der amerikanische Justizminister Eric Holder will denn das Notwehrrecht nun auch auf den Prüfstand stellen. Auf einer Konferenz der Bürgerrechtsorganisation NAACP sagte Holder: «Es ist an der Zeit, Gesetze infrage zu stellen, die in sinnloser Weise das Konzept der Selbstverteidigung ausweiten und gefährliche Konflikte in unseren Nachbarschaften säen.» Seit dem Tod des Teenagers Trayvon Martin vor 15 Monaten habe er auch Angst um seinen eigenen Sohn, sagte Holder, der derzeit nach Präsident Barack Obama ranghöchste Afroamerikaner in der Regierung.
In einem ernsten Gespräch habe er seinen 15 Jahre alten Sohn auf das Leben als junger, männlicher Afroamerikaner in den USA vorbereitet – so wie sein eigener Vater eine Generation zuvor. Das sei seine Pflicht als Vater und auch heute noch die bittere Realität, sagte Holder.
Demos in 100 Städten angekündigt
Die Bürgerrechtsbewegung hat für das Wochenende Demonstrationen in 100 Städten angekündigt, um ein zweites Verfahren gegen den Todesschützen George Zimmerman vor einem Bundesgericht zu fordern.
Der Bürgerrechtler Al Sharpton sagte, die Kundgebungen sollten zeigen, dass es sich hier nicht nur um eine Wut handle, die nach zwei oder drei Tagen wieder weg sei. «Das ist eine gesellschaftliche Bewegung für Gerechtigkeit», sagte er vor dem Justizministerium in Washington.
Konferenz in Miami
Demonstrationen und Mahnwachen sollen am Samstagmittag vor Bundesgebäuden in Städten wie Los Angeles, Chicago, Philadelphia und New York beginnen. Kommende Woche solle es dann eine Konferenz in Miami geben, auf der Floridas «Stand your Ground»-Gesetz debattiert werden solle, sagte Sharpton.
Seit der Urteilsverkündung vom Wochenende gibt es in den gesamten USA Proteste gegen den Freispruch Zimmermans.
Zimmerman hatte im Februar 2012 in einem bewachten Wohnviertel der Stadt Sanford den unbewaffneten Trayvon Martin erschossen. Die Jury kam zu dem Schluss, dass Zimmerman in Notwehr gehandelt habe – und sprach ihn am Samstag frei. Viele Menschen, darunter auch die Eltern Martins, hatten hinter Zimmermans Tat rassistische Motive vermutet.
AP/sda/mw
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