«Gesundet entsteigst du dem Bade»
Barock und Renaissance stanken zum Himmel. Erst viel später stiegen Europäerinnen und Europäer ins Wasser: Die berühmten Seebäder an der Nord- und Ostsee entstanden gegen Ende des 18. Jahrhunderts.

Badeurlaub ist en vogue. Ob Cannes oder Kampen, Biarritz oder Boltenhagen: Alles strebt ans Meer. Das Badevergnügen an den Küsten Europas gibts seit rund 250 Jahren. Zwar hatte bei den Alten gegolten: Wer kämpfen will, der muss auch schwimmen können. Und Krieger wollte jeder sein. Doch tausend Jahre nach der Völkerwanderung endete dieser Trend, denn: «Damals kamen die meisten Plagen übers oder aus dem Meer – sowohl die Pest und die Piraten als auch die Seeungeheuer, an die man noch fest glaubte», erklärt Florian Schmid-Höhne, Autor einer psychologischen Untersuchung über das Meer. Heute weiss man, dass die «Ungeheuer» grosse Kalmare oder Wale waren, aber den Menschen damals war das Meer unheimlich; kaum einer konnte noch schwimmen. Die hochgestimmte Renaissance, das stolze Barock – sie stanken zum Himmel. Die Küsten wurden gemieden, die Strände lagen leer.