Slalom in AdelbodenDiesmal sind die Schweizer die Verlierer im Hundertstel-Krimi
Marco Schwarz gewinnt den Slalom von Adelboden. Die Schweizer überzeugen als Mannschaft — aber das genügt nicht mehr.

Vier Hundertstel. Ein Wimpernschlag vielleicht — mehr nicht. So viel fehlt Loïc Meillard im Slalom von Adelboden für einen Podestplatz. Letztlich klassiert er sich im 5. Rang und ist Bester einer guten Schweizer Mannschaft: Tanguy Nef (6.), Daniel Yule (7.), Ramon Zenhäusern (13.), Luca Aerni (20.) und Marc Rochat (21.) holen allesamt Weltcup-Punkte. Doch sie müssen zusehen, wie Marco Schwarz für Österreich den ersten Slalom-Sieg seit zwei Jahren holt.
Es sind Podestplätze, welche die selbstbewussten Schweizer anstreben. Weil sie mit der Referenz von sechs Top-3-Rängen aus der vergangenen Saison in den Winter gestartet sind. Und weil dieser mit dem Sieg von Zenhäusern in Alta Badia äusserst ansprechend begann. Doch seither hat es für die Schweizer nie mehr ganz gepasst.
Auf und Ab bei Yule
Und das liegt nicht nur, aber auch an Yule. Der Titelverteidiger hat in bisher vier Rennen noch nicht restlos überzeugt. Geradezu als Spiegelbild seiner Leistungen kann der Auftritt am Chuenisbärgli bezeichnet werden. Yule misslingt der erste Durchgang, am Nachmittag fährt er Lauf-Bestzeit. «Ich bin froh, konnte ich dazwischen umstellen», sagt er. «Aber wie man sieht, kannst du dir nicht den kleinsten Fehler erlauben, sonst ist der Podestplatz weg.»
Ähnlich ist es bei Meillard, dem nach den beiden Riesenslaloms vom Freitag und Samstag (6. und 3.) ein bisschen die Energie fehlt. «Nach dem zweiten Lauf waren meine Beine doch sehr schwer», hält er fest. «Natürlich war ich zuerst enttäuscht, aber nach dem langen Wochenende kann ich mit diesem 5. Platz zufrieden sein.»
Nun dislozieren die Techniker nach Wengen. Mit unveränderter Erwartungshaltung — will heissen: ein Podestplatz muss her.
Taktieren liegt nicht mehr drin
Um das zu schaffen, müssen die Schweizer angriffiger fahren. Oder, um es mit den Worten von Ramon Zenhäusern zu sagen: «Wir müssen noch mehr attackieren. Früher konntest du ab und zu taktieren, heute gilt die Devise: Vom ersten bis zum letzten Tor Knüppel runterdrücken, sonst bist du am Schluss 13.» Seine Ansage erhält insofern Gewicht, betrachtet man die Abstände der bisherigen Slaloms.
In Adelboden liegen 14 Fahrer innerhalb einer Sekunde, in Zagreb waren es 16, in Madonna di Campiglio 17 und zum Auftakt in Alta Badia 15. Die Gründe sieht Zenhäusern primär an den speziellen Umständen in diesem Winter: Das erste Rennen fand rund einen Monat später als üblich statt, demnach hatten alle Fahrer mehr Zeit für die Vorbereitung. Zudem herrschten praktische überall gute Trainingsbedingungen. «Davon profitierten alle», sagt Zenhäusern. Doch mit «alle» meint er auch die Schweizer.
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