Gift in Kinderjacken: Alles noch viel schlimmer?
Im Februar fand Greenpeace gesundheitsschädigende Weichmacher in Migros-Regenjacken. Neue Messungen an anderen Jacken zeigen nun: Die Werte liegen offenbar noch höher. Der Orange Riese hält dagegen.

Diesen Februar fand die Umweltorganisation Greenpeace in einer Kinderregenjacke «alarmierende Mengen» an Giftstoffen. Eine Regenjacke der Eigenmarke Trevolution enthielt hohe Konzentrationen an gesundheitsschädlichen Weichmachern, sogenannten Phthalaten, sowie an Fluortelomeralkoholen (FTOH). Die Konzentration von FTOH war laut Angaben von Greenpeace die höchste, die sie je in Outdoorkleidern gemessen hat.
Der Detailhändler nahm daraufhin die betreffende Kinderregenjacke aus dem Sortiment. Doch das Problem hat er damit nicht gelöst. Greenpeace hat inzwischen weitere Labortests durchgeführt und fand in drei weiteren Trevolution-Kinderjacken hohe Schadstoffwerte. Die Konzentration der umwelt- und gesundheitsschädigenden Giftstoffe ist dort sogar noch zehnmal höher als in der ersten getesteten Jacke.
Gefährlicher Reissverschlussanhänger
Besonders giftig sind die Reissverschlussanhänger. Laut den Angaben von Greenpeace überschreiten diese den gesetzlichen Grenzwert für Spielzeuge und Babyartikel um bis zu 600-mal. Gerade die Anhänger nehmen Kinder aber gerne in den Mund. Einige der nachgewiesenen Giftstoffe wie die Weichmacher Bisphtalate (DEHP) sind hormonaktiv und fortpflanzungsgefährdend. Mehrere von ihnen – DEHP und Diisobutylphthalate (DIBP) – sind in der Schweizer Chemikalienverordnung als «besonders besorgniserregende Stoffe» aufgeführt und werden europaweit bald verboten sein. Damit verletze die Migros die gesetzlich vorgeschriebene Sorgfaltspflicht, kritisiert die Umweltorganisation.
«Die Schadstoffe in den Kinderkleidern zeigen, dass Migros ihre Textilproduktion nicht im Griff hat», stellt Mirjam Kopp von Greenpeace fest. Die Chemikalienfunde in den Migros-Regenjacken würden nicht nur für die Konsumenten in der Schweiz, besonders für die Kinder, ein Risiko darstellen. Sie belegen auch, dass in der Kleiderproduktion für die Migros in China Giftstoffe in grossen Mengen eingesetzt werden und dort die Flüsse verseuchen, schreibt die Umweltorganisation.
Migros wehrt sich
Der orange Riese hätte es abgelehnt, sich an ihrer Detox-Kampagne zu beteiligen, heisst es bei Greenpeace. Mit dieser Kampagne wolle die Umweltorganisation «die Textilindustrie entgiften». Stattdessen verweise Migros auf ihren Eco-Standard, der 2017 für alle Migros-Textilien, also auch für Outdoorbekleidungen, gelten soll. Doch es fehle ein nachvollziehbarer Massnahmenkatalog. «Die Haltung der Migros ist umso bedenklicher, als das Problem der Schadstoffe in der Branche hinlänglich bekannt ist», sagt Mirjam Kopp von Greenpeace.
Der Detailhändler hält den Vorwürfen entgegen: Aktuell befinde sich Migros mitten in der Umsetzungsphase zu schadstoffreien Textilien. In einer Medienmitteilung heisst es, Phthalate seien seit 2012 nicht mehr erlaubt und würden nicht mehr verwendet. Ausserdem habe die Migros im Herbst 2012 damit begonnen, PFC (Perfluorierte Chemikalien) schrittweise aus der Produktion zu eliminieren.
«Die Jacken, welche aktuell im Verkauf sind und durch Greenpeace getestet wurden, sind bereits 2011/2012 produziert worden.» Im Migros-Sortiment würden deshalb noch Bekleidungsstücke angeboten, in denen einzelne Schadstoffe, wenn auch weit unter dem gesetzlichen Grenzwert, nachgewiesen werden können. Textilien, welche gemäss neuen Herstellungsrichtlinien produziert werden, seien frühestens ab der Saison 2013/14 erhältlich.
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