Glencore weist Vorwurf der Steuervermeidung in Sambia zurück
Die Erklärung von Bern und andere NGOs haben beim Seco eine Beschwerde gegen den Zuger Rohstoffgiganten Glencore eingereicht. Glencore bestreitet Manipulationen und Buchführungstricks.

Der Rohstoffkonzern Glencore sieht sich mit dem Vorwurf von «skandalösen Steuervermeidungspraktiken» in Sambia konfrontiert. Der Vorwurf kommt von der Erklärung von Bern (EvB) und Partnerorganisationen. Trotz rekordhohen Kupferpreisen habe die Glencore-Tochter Mopani in den letzten Jahren immer nur Verluste ausgewiesen und deshalb nie Gewinnsteuern bezahlt. Wie die EvB in einer Medienmitteilung schreibt, wurde beim Eidgenössischen Staatssekretariat (Seco) eine Beschwerde gegen den Rohstoffkonzern mit Sitz im zugerischen Baar deponiert. Glencore soll die OECD-Richtlinien für multinationale Konzerne nicht beachtet haben.
Die Beschwerde stützt sich auf eine Untersuchung von zwei Buchprüfungsfirmen, die im Auftrag der sambischen Steuerbehörden durchgeführt wurde. Gemäss der EvB wurden bei der Glencore-Tochter Mopani «unerklärlich aufgeblasene Betriebskosten» festgestellt. Allein fürs Jahr 2007 hätten die Buchprüfer für 380 Millionen Dollar keinerlei plausible Erklärung gefunden. «Dazu kommen im Vergleich mit anderen Minen viel zu tiefe Kobalterträge und Verkaufspreise für Kupfer, die weit unter dem internationalen Referenzpreis lagen», schreibt die EvB.
Glencore: Buchprüfberichte sind mangelhaft
In einer Stellungnahme weist Glencore die Schlussfolgerungen, die die EvB aus den Audits von zwei Buchprüfungsfirmen zieht, zurück. Diese Berichte würden nicht alle zentralen Faktoren berücksichtigen, darum seien die Resultate nicht konsistent. Beispielsweise sei nicht erkannt worden, dass bei Mopani vom abgebauten Kupfer nur 50 Prozent aus eigenen Minen stammten. Der Rohstoff-Konzern weist auch darauf hin, dass seine Buchführung jedes Jahr von unabhängigen Wirtschaftsprüfern untersucht werde. Der Glencore-Tochter in Sambia werde jedes Mal ein gutes Zeugnis ausgestellt.
Der Glencore-Konzern betont auch die Bedeutung seiner Aktivitäten für die Volkswirtschaft von Sambia. Dank einer Investition von mehr als einer Milliarde Dollar sei Mopani einer der grössten Arbeitgeber in Sambia und sorge für die Beschäftigung von rund 15'000 Angestellten. Die Volkswirtschaft von Sambia habe in der Höhe von mehreren hundert Millionen Dollar vom Investment von Glencore profitiert.
Glencore wird der Vorwurf gemacht, durch systematische Unterfakturierung ein rohstoffreiches Entwicklungsland um seine Einnahmen zu bringen. Die EvB fordert, dass die Glencore-Tochter Mopani Nachsteuern zahlt, ab sofort auf jegliche Manipulationen verzichtet und die sambischen Steuergesetze respektiert.
EvB: Bestenfalls Mediation mit Glencore
Die OECD-Beschwerde ans Seco ist laut EvB-Sprecher Oliver Classen das in der Schweiz stärkste Instrument, um gegen die Glencore-Firma in Sambia vorzugehen. Gleichzeitig sei eine solche Beschwerde ein schwaches Instrument, weil sie selbst bei einer Anerkennung keine rechtlichen Sanktionen zur Folge haben könne. Im besten Fall könne eine Mediation mit Glencore erreicht werden, sagt Classen im Gespräch mit Redaktion Tamedia.
Glencore ist mit einem Umsatz von umgerechnet knapp 120 Milliarden Franken das umsatzstärkste Unternehmen der Schweiz. Es ist aus dem Firmenimperium hervorgegangen, das der Rohstoffhändler Marc Rich aufgebaut hatte. Glencore beschäftigt im Verkauf und Handel über 2000 Personen und in ihren industriellen Tätigkeiten über 50'000 Personen. Glencore steht offenbar vor dem Börsengang.
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