Gott ist tot. Es lebe der Glaube!
Der renommierte kanadische Philosoph Charles Taylor hat ein hervorragendes Buch über die Geschichte der Säkularisierung geschrieben. In Wien, wo er zurzeit lehrt, fand er Zeit für ein Gespräch.

Schon um 11 Uhr ist es über 30 Grad, die Luft steht reglos im Raum, nur ab und zu geht ein leichter Windstoss durch das offene Fenster. Draussen erstickt der Strassenlärm in der Mittagshitze, und der Donaukanal fliesst träge neben den Radfahrern dahin. Locker gekleidet sitzt der 79-jährige Philosoph Charles Taylor in seinem Bürostuhl im Institut für die Wissenschaft vom Menschen, wo er als Permanent Fellow arbeitet, und antwortet auf die abschliessende Frage genauso offen wie bestimmt: «Ja, ich bin ein praktizierender Katholik.»