Grösste Übernahme der Schweiz kommt Novartis teuer zu stehen
Der Pharmakonzern Novartis hat nach hartem Ringen den Preis für die restlichen 23 Prozent am weltgrössten Augenheilmittel-Hersteller Alcon auf 12,9 Milliarden Dollar aufgebessert.

Die Minderheitsaktionäre haben gegenüber der Offerte vom Januar rund 1,7 Milliarden Dollar mehr herausgeholt. Sie hatten sich gegen die Fusion gewehrt und mit Gutachten den ursprünglichen Preis als zu tief kritisiert.
Nun bekommen sie 168 Dollar pro Alcon-Aktie und damit gleich viel wie der Nahrungsmittelmulti Nestlé, der seine 77 Prozent der Anteile in zwei Tranchen für gesamthaft 38,5 Milliarden Dollar an Novartis verkauft hat. Anders als in vergleichbaren Fällen, erhält Nestlé damit für die Abgabe der Kontrollmehrheit keine Prämie.
Rekordpreis von total 51,4 Milliarden Dollar
Gesamthaft kostet Novartis die Übernahme 51,4 Milliarden Dollar (derzeit rund 49,4 Milliarden Franken). Sie ist damit noch teurer als die rund 46,8 Milliarden Dollar schwere Übernahme des Biotechunternehmens Genentech durch Novartis-Konkurrent Roche. Die Übernahme von Alcon soll bereits im ersten Halbjahr 2011 vollzogen werden. Der Plan muss aber noch von den Generalversammlungen von Novartis und Alcon mit je einer Zweidrittelmehrheit angenommen werden.
Der Kaufpreis wird entrichtet mit bis zu 2,8 Novartis-Aktien pro Alcon-Titel, zusätzlich erfolgt je nach Aktienkurs eine Barzahlung. Insgesamt will Novartis dafür 108 Millionen neue Aktien schaffen, hinzu kommen 107 Millionen im Eigenbestand befindliche Aktien und voraussichtlich etwa 900 Millionen Dollar in bar. Um der Gewinnverwässerung und damit einer Aktienkursbelastung entgegenzuwirken, setzt Novartis das 2008 unterbrochene Aktienrückkaufprogramm über bis zu 10 Milliarden Fr. wieder ein. Lediglich für 300 Millionen Fr. hatte Novartis im Rahmen dieses Programmes bereits Aktien zurückgekauft.
Aktie hebt ab
Novartis rechnet damit, für den Alcon-Deal Aktien für rund 5 Milliarden Dollar zurückzukaufen und das Bonitätsrating «AA» wahren zu können. Der Kerngewinn pro Aktie werde so nicht verwässert. Analysten und Händler nahmen die Ankündigungen sehr positiv auf. Die Aktie legte im Verlaufe des Nachmittags bis zu 8 Prozent zu und stand nach Handelsschluss bei 4,9 Prozent im Plus bei 56.25 Franken.
Novartis verspricht sich aus der Fusion Kostensynergien von 300 Millionen Dollar pro Jahr. Dem stehen Einmalkosten von 570 Millionen Dollar gegenüber. Auf immaterielle Vermögenswerte dürften etwa 2,1 Milliarden Dollar abgeschrieben werden müssen und das Eigenkapital des Konzerns um etwa 6,9 Milliarden Dollar sinken.
Neue Division
Verwaltungsratspräsident Daniel Vasella verweist darauf, dass Novartis zum Weltmarktführer im Augenheilgeschäft werde, das aufgrund der alternden Bevölkerung rapide wachse. Die Produktpalette von Alcon reicht von Augenchirurgie-Geräten über Spezialmedikamente gegen Augenkrankheiten bis zu rezeptfreien Augentropfen.
Novartis will Alcon mit der eigenen Kontaktlinsensparte Ciba Vision und einigen Augenmitteln der Pharmasparte zu einer neuen Division verschmelzen. Deren Leiter wird Kevin Buehler, derzeit Präsident und CEO von Alcon. Er bezeichnet Alcon als Entwicklungsmotor, der vom Marktzugang von Novartis ausserhalb der USA profitieren könne.
Alcon war 1945 in Fort Worth im US-Bundesstaat Texas gegründet worden. 2009 erzielte die Firma, die ihren Steuersitz nach Hünenberg ZG verlegt hat, mit mehr als 15'500 Mitarbeitenden einen Umsatz von 5,6 Milliarden Dollar und einen Reingewinn von 2,0 Milliarden Dollar.
SDA/pbe
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