Haitis Ex-Diktator bestreitet Besitz von Schweizer Konten
Jahrelang versuchte Jean-Claude «Baby Doc» Duvalier auf seine in der Schweiz eingefrorenen Konten zuzugreifen. Nun erklärt er, dass das Geld einer Stiftung gehöre.
Haitis Ex-Diktator Jean-Claude Duvalier hat den Besitz von in der Schweiz eingefrorenen Geldern abgestritten. Während seiner 25 Jahre im Exil seien nie Konten von ihm gesperrt worden, sagte Duvalier am Dienstag dem spanischsprachigen US- Fernsehsender Univision.
Das eingefrorene Millionenvermögen in der Schweiz gehöre vielmehr einer Stiftung. Das Geld solle für den Wiederaufbau des Geburtsortes seiner Mutter verwendet werden, sagte der «Baby Doc» genannte Duvalier, der zwischen 1971 und 1986 in Haiti herrschte. Das Duvalier-Regime soll in Haiti hunderte Millionen Dollar zusammengerafft haben. Seit Jahren versucht der ehemalige Diktator, rund sieben Millionen Franken zurückzubekommen, die er in der Schweiz anlegen liess.
Die Schweizer Behörden hatten das Geld aber eingefroren und wollten es an das haitianische Volk zurückgeben, hierzu fehlte allerdings eine gesetzliche Grundlage. Das Parlament brachte im vergangenen Jahr eine Neuregelung auf den Weg. Das als «Lex Duvalier» bekannt gewordene Gesetz trat am Dienstag in Kraft - damit verliert der Ex-Diktator das Vermögen in der Schweiz.
Mit Diplomatenpass eingereist
Der frühere haitianische Diktator hat sich ausserdem in einem Interview erstmals über sein Motiv geäussert, warum er nach fast 25 Jahren im Exil überraschend in den verarmten Karibikstaat zurückgekehrt sei. «Das einzige Motiv für meine Rückkehr war die Teilnahme an der Gedenkfeier (zum Jahrestag des schweren Erdbebens vom 12. Januar 2010), das ist alles», sagte er dem dominikanischen Fernsehsender Noticias SIN.
In dem Interview, von dem ein Transkript der Nachrichtenagentur AP vorliegt, wich der 59-Jährige oft Fragen aus. So forderte er wiederholt die ihn befragende Journalistin Alicia Ortega nach einer Frage auf, gleich die nächste zu stellen. Eingereist sei er mit einem erneuerten Diplomatenpass, sagte Duvalier. Er wollte aber nicht sagen, von wem er wann ausgestellt worden sei.
Duvalier, der 1986 nach 15-jähriger Diktatur aus Haiti floh, sagte, er habe damit den demokratischen Prozess in dem Karibikstaat gestartet. «Wenn sie mit mir über Tyrannei sprechen, muss ich lachen», sagte er. «Es gibt mir den Eindruck, dass die Leute an Gedächtnisverlust leiden. Sie haben die Lage vergessen, in der ich Haiti verliess. Ich ging freiwillig, um eine grosse Katastrophe zu vermeiden und einen friedlichen Ausweg aus der Krise zu ermöglichen.» Auf die Frage, wie er hoffe in der Geschichte erinnert zu werden, sagte er: «Ich denke, das ist nicht wichtig.»
Bestreitet Einmischung in Wahlprozess
Duvalier war Mitte Januar überraschend aus dem französischen Exil nach Haiti zurückgekehrt. Die Heimkehr wurde international mit Sorge aufgenommen, weil Haiti nach dem umstrittenen Ausgang der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen Ende November in einer politischen Krise steckt. Das Land kämpft ausserdem mit den Folgen des verheerenden Erdbebens vor einem Jahr und dem Ausbruch der Cholera. Duvalier hatte allerdings bestritten, sich in den aktuellen Wahlprozess einmischen zu wollen.
sda/dapd/jak
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