Ehrung für umstrittenen KünstlerHarald Naegeli erhält Kunstpreis der Stadt Zürich
Während der Kanton zwei Graffitis des «Sprayers von Zürich» in diesen Tagen entfernt, setzt der Stadtrat ein Zeichen für den Künstler.

Harald Naegeli machte während des Corona-Lockdowns mit neuen Graffiti unter anderem am Kunsthaus und an Kantonsschulen auf sich aufmerksam – daraufhin zeigten Kunsthaus und Kanton den Künstler an. Die Stadt schlägt nun eine andere Richtung ein: Der «Sprayer von Zürich» erhält den mit 50’000 Franken dotierten Kunstpreis der Stadt Zürich. Das meldet der Zürcher Stadtrat.
Der international bekannte Naegeli sei eine künstlerische Ausnahmepersönlichkeit, begründet die Regierung diesen Entscheid. Hartnäckig wie wenige sonst habe er mit seinen Interventionen im öffentlichen Raum ein vorherrschendes, institutionell ausgerichtetes Kunstverständnis infrage gestellt. Mit seiner Überzeugung, dass Kunst immer wieder die von der Gesellschaft abgesteckten Grenzen überschreiten muss, ecke er an.
Jüngstes Beispiel sind mehrere Graffiti mit Totentanz-Motiven an privaten und öffentlichen Bauten in der Stadt Zürich. Die Fachstelle Kunst im öffentlichen Raum (KiöR) hat danach Vorschläge zuhanden des Stadtrats ausgearbeitet, wie mit sieben Figuren an öffentlichen Bauten umzugehen sei. Die KiöR bezog zusätzlich die sechs Naegeli-Figuren ein, die Ende der Siebzigerjahre in Parkhäusern entstanden waren und sich bis heute erhalten haben.
Kanton hält an Strafanzeige fest
Für die Figuren in den Parkhäusern hat die Stadt bereits vor einiger Zeit Schutzmassnahmen ergriffen. Nun werden die Werke definitiv in den städtischen Kunstbestand aufgenommen. Eine Auswahl aus den sieben aktuellen Figuren sollen diesen ergänzen. Der Stadtrat hat die Arbeitsgruppe Kunst im öffentlichen Raum beauftragt, für diese neue Auswahl einen Vorschlag auszuarbeiten.
Das Kunsthaus hat zwar vier neue Werke von Naegeli an ihren Gebäuden entfernt, die Verantwortlichen haben aber die Strafanzeige gegen den Sprayer zurückgezogen. Der Kanton hält an der eingereichten Anzeige dagegen fest, wie ein Mediensprecher der Baudirektion von Regierungsrat Martin Neukomm (Grüne) am Donnerstag auf Anfrage sagt. Die beiden Totentanz-Graffitis an der Turnhalle der Kantonsschule Rämibühl, die Naegeli vor wenigen Wochen gesprayt hat, würden spätestens Anfang nächster Woche entfernt. Dies sei noch nicht geschehen, weil die beauftragte Firma aufgrund ihrer vollen Auftragsbücher bisher nicht dazu gekommen sei.
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